Sieht aus wie in Bayern, ist aber in Eisenerz: Schloss Leopoldstein, das in der Causa Buwog eine kleine, aber feine Rolle spielt.

Foto: Bwag/Wikimedia

Wien – Nach einer Woche Pause geht heute, Dienstag, der Buwog-Prozess weiter. Anders als zuvor hat Richterin Marion Hohenecker diesmal angekündigt, wen sie als Nächstes befragen wird: Georg Starzer, bis vor kurzem Vorstandsmitglied der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ). Er und Ex-RLB-OÖ-Chef Ludwig Scharinger sollen dem Lobbyisten Peter Hochegger (halbe-halbe mit der Immofinanz) eine Provision bezahlt haben. Starzer ist der Bestechung von Exfinanzminister Karl-Heinz Grasser und der Beihilfe zur Untreue angeklagt. Er bestreitet die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung. Scharinger ist nicht verhandlungsfähig, hat aber wie Starzer stets bestritten, dass eine Provision vereinbart gewesen sei.

Auch das steirische Schloss Leopoldstein wird bei der Einvernahme des 60-jährigen Exbankers wieder eine Rolle spielen. Hochegger (laut seinem Teilgeständnis ist ein Provisionsteil an den damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser weitergeflossen) sagte aus, die RLB OÖ habe ihm das Schloss als Provisionsersatz angeboten, er habe abgelehnt.

Jagdschloss in NS-Zeit

Und wie wurde die Linzer Bank Schlosseigentümerin in Eisenerz? Ja, dazu muss man ins Jahr 1938 zurückgehen, als die Wohnungsaktiengesellschaft (WAG) Linz der damaligen "Reichswerke Hermann Göring" das Schloss übernahm, im Zweiten Weltkrieg diente es NS-Machthabern als Jagdsitz. 1945 wurde die WAG neu gegründet, das Schloss hat sie behalten. Verpachtet sind die Gebäude bis 2022 ans Land Steiermark, das sie als Schülerinternat und als Sportlerunterkunft nützt.

Mit der Privatisierung der Bundeswohnungsgesellschaften in der Ära Grasser ist das Schloss dann bei der RLB OÖ gelandet. Verkauft wurde damals ja ein Paket aus fünf staatlichen Wohnungsgesellschaften: Buwog, Linzer EBS, Villacher ESG – und eben Linzer WAG. Die WAG gehört heute der RLB OÖ, Wiener Städtischen, Hypo Oberösterreich und OÖ-Versicherung. Die WAG verhandelt derzeit gerade den Verkauf von Leopoldstein, im ersten Halbjahr 2018 soll der abgeschlossen sein, zitierte die Kleine Zeitung den WAG-Chef jüngst.

Aussage gegen Aussage

Aus Einvernahmeprotokollen erschließt sich, dass rund ums Schlossthema auch schon bei den Ermittlungen Wort gegen Wort stand. Laut Aussagen eines RLB-OÖ-Managers hat Hochegger angefragt, ob das Schloss "zur Disposition" stehe. Und auch Starzer sagte 2009 (noch als Zeuge) aus, es habe einmal Gespräche mit Hochegger zum Erwerb der Schlossimmobilie gegeben. Laut Bewertungsgutachten von 2002 habe deren Verkehrswert 2,4 Mio. Euro betragen. Er, Starzer, habe Hochegger erklärt, dass ein Verkauf auf Basis von drei Mio. Euro vorstellbar wäre. Ob das Interesse von RLB oder Hochegger ausging, das wusste Starzer damals nicht mehr.

Hochegger quittierte diese Aussagen beim Staatsanwalt mit der Frage: "Warum sollte ich ein Schloss kaufen wollen?" Seine Darstellung: Starzer habe ihm "vorgeschlagen, ihm eine Liegenschaft in der Obersteiermark günstig anzubieten. Ich sollte diese dann zum Marktpreis verkaufen und damit meiner Provision verdienen." Er habe Walter Meischberger davon informiert, der habe "den Vorschlag nicht wirklich als seriös empfunden". Auch ihm selbst sei die Idee "absurd vorgekommen und nicht zweckmäßig". (Renate Graber, 12.2.2018)

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