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Da ist das Ding.

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Zu Recht: Marcel Hirscher macht einen Luftsprung.

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Silber, Gold, Bronze: Pinturault, Hirscher, Muffat-Jeandet.

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Marcel Hirscher raste mit einer schneidigen Fahrt auf verkürzter, veränderter Strecke quasi schon in der Abfahrt zu Gold.

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Marcel Hirscher: "Ich bin stolz auf eine wahnsinnig gute Abfahrt und ziemlich viel Coolness im Slalom."

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WM- und Olympia-Medaillen von Marcel Hirscher.

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Pyeongchang – "Pinturault, Muffat-Jeandet und Schwarz" hatte Marcel Hirscher am vergangenen Sonntag anlässlich seines ersten offiziellen Auftritts in Pyeongchang die Favoriten für die Kombination ohne Nachdenken parat. In dieser Reihenfolge kamen die beiden Franzosen und der Kärntner am Dienstag auch tatsächlich ins Klassement. Nur eben hinter Hirscher. Der Salzburger, das wurde wieder deutlich, ist auch im Understatement ein ganz Großer. Dass er als Vizeweltmeister zu den Medaillenfavoriten im möglicherweise zum letzten Mal olympisch gegebenen Stiefkindbewerb der Alpinen gehören würde, war in dem Moment klar, in dem er sich für einen Start entschied. Die Chancen auf den großen Coup, auch das dürfte Hirscher gewusst haben, stiegen mit der wetterbedingten Verzweiflung der Programmmacher.

Die Abfahrt in ihrer Gesamtheit war für den 28-Jährigen eine harte Nuss, auch weil die Erfahrungswerte bei der Materialabstimmung fehlen. Fehlen müssen, nachdem der sechsmalige Gesamtweltcupsieger seine letzte Kombi eben bei der WM 2017 in St. Moritz bestritten hatte.

Abfahrt als Schlüssel

Die windbedingte Verkürzung der Strecke am Renntag war ein Himmelsgeschenk, ebenso wie die Entschärfung dreier Sprünge durch eigentlich regelementwidrige Veränderungen gegenüber den Trainings. Erlaubt wäre die Versetzung eines Tores gewesen, geändert wurden aber drei Kurven für eine sogenannte Windlinie.

Hirscher, einen zwar verhältnismäßig verkürzten, aber relativ schwierigen Kombislalom in der Hinterhand wissend, nützte seinen Vorteil optimal. Der Triumph gelang eigentlich in der Sprintabfahrt, in der er nur 1,32 Sekunden auf den Schnellsten, den deutschen Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen, verloren hatte. Lediglich der Franzose Alexis Pinturault war von den Favoriten etwas schneller.

Den Erfolg im Slalom heimzubringen fiel dem besten Techniker der Gegenwart dann nicht sonderlich schwer. Dass er heftigen Windböen und insgesamt von allen Medaillenanwärtern den schlechtesten Bedingungen zu trotzen hatte ("Das war nicht lustig zu fahren. Aber ich habe gedacht, dass ich im Ziel auch noch sudern kann"), machte den Erfolg noch ein wenig wertvoller.

Eben nicht Schladming

Hirscher nahm zunächst nach außen hin recht emotionslos seine Vollendung zur Kenntnis. Dieses Gold hat statistisch als Solitär in seiner Krone noch gefehlt. Ihm selbst dürfte aber Gold im Riesentorlauf (am Sonntag) oder im Slalom (22. Februar) zum ganzen Glück fehlen. Die Atmosphäre war auch nicht dazu angetan, in Hirscher große Emotionen zu wecken. "Für mich hat das nicht so viel Wert, wie in Schladming vor 40.000, 50.000 Leuten zu gewinnen. Wir sind hier irgendwo, es sind keine Leute, und wir fahren halt ein Rennen."

"Mir sind das erste Mal Tränen runtergeronnen – das ist mir noch nie passiert, ich bin normal ein cooler Hund", sagte also nicht der Olympionike, sondern dessen Trainer Mike Pircher. Sein Anteil am Coup ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Hirscher hatte für "die beste Abfahrt meines Lebens" mit seinem Team nach abgesagtem Training eine Extraschicht auf dem windigen Olympiaberg in Jeongseon eingelegt und im letzten Augenblick das richtige Setup gefunden.

"Das Schlimmste verhindert"

Für Pirchers Schützling fühlte sich Olympiagold im ersten Augenblick nicht wesentlich anders als seine Erfolge im Weltcup oder bei Weltmeisterschaften an. Die beiden Kombinations-Olympiasieger aus Österreich vor ihm waren seinerzeit dagegen geplättet gewesen. Hubert Strolz 1988 in Calgary, weil er als ewiger "Leider-doch-nicht-Sieger" nach dem Ausfall von Favorit Pirmin Zurbriggen ganz oben stehen durfte. Und sein Vorarlberger Landsmann Mario Reiter 1998 in Nagano, weil er nach einer schlechten Saison wie aus dem Nichts triumphierte – als Slalomspezialist drei Tage nach seiner Disziplin in einer Nachtragsabfahrt. Reiters Pech war, dass am selben Tag Hermann Maier mit seinem Crash im Super-G nahezu die gesamte Aufmerksamkeit absorbiert hatte.

Ganz genau 20 Jahre nach der Geburtsstunde des Herminators war Hirscher, der sich die Feier im Österreich-Haus nur in aller Kürze gab, dann doch noch "super, super happy". Denn dieser Sieg habe einmal "das Schlimmste verhindert". Nämlich "heimzukommen, und eine perfekte Saison würde niedergemacht werden oder unter einem schlechten Stern stehen, weil halt das Gold fehlt". Der vorerst einmalige Olympiasieger kann auch Overstatement ganz gut. (Sigi Lützow aus Pyeongchang, 13.2.2018)

Herren-Kombination, Dienstag

1. Marcel Hirscher (AUT) 2:06,52
2. Alexis Pinturault (FRA) +0,23
3. Victor Muffat-Jeandet (FRA) +1,02
4. Marco Schwarz (AUT) +1,35
5. Ted Ligety (USA) +1,45
6. Thomas Mermillod Blondin (FRA) +1,50
7. Kjetil Jansrud (NOR) +2,15
8. Stefan Hadalin (SLO) +2,42
9. Thomas Dreßen (GER) +2,44
10. Klemen Kosi (SLO) +2,85

ÖSV-Medaillengewinner in der Herren-Kombi

GOLD (3):
1988 Calgary: Hubert Strolz
1998 Nagano: Mario Reiter
2018 Pyeongchang: Marcel Hirscher

SILBER (1):
1988 Calgary: Bernhard Gstrein

BRONZE (3):
1998 Nagano: Christian Mayer
2002 Salt Lake City: Benjamin Raich
2006 Turin/Sestriere: Rainer Schönfelder