Retrogaming ist gerade voll im Trend. Ältere Konsolen und Spiele verkaufen sich wie warme Semmerln.

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Ob DOS-Spiele wie "Prince of Persia" ...

Screenshot/GameStandard

... "Donkey Kong" ...

Screenshot/GameStandard

oder SNES-Hits wie "Super Mario World" ...

Foto: "Super Mario World"

... "Super Metroid" ...

Foto: Super Metroid

oder aber "Mega Man 2" für NES ...

Foto: Mega Man 2

und "Punch-Out" – sie alle begeistern mittlerweile immer mehr Menschen.

Foto: Punch Out

Was mit einem Trend um ältere Games anfing, hat sich nun auch auf Spielgeräte ausgeweitet. Ältere Konsolen oder Handhelds sind nach Jahrzehnten wieder heißbegehrt. 2017 sprang Nintendo auf diesen Retro-Hype auf und veröffentlichte Neuauflagen des SNES und NES. Die Geräte waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.

Unser Test zum SNES Mini.
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Gameboy und Commodore 64

Auch das neue Jahr bringt eine Renaissance von so manchen Geräten. Der Gameboy feiert 2018 sein Revival, allerdings ohne Beteiligung seitens Nintendo. Aber auch der zwischen 1982 und 1994 produzierte Commodore 64 kommt 2018 in Mini-Form gemeinsam mit Klassikern wie "Winter Games", "Pitstop 2", "World Games", "Paradroid" und "Creatures" wieder.

GoG.com sorgte für Durchbruch

Retrogaming, also das Spielen von Klassikern, hat seine Anfänge schon Ende der 90er. Für Nostalgie-Fans wurden immer wieder Sammlungen für damals aktuelle Konsolen herausgebracht, bei denen ältere Games inkludiert waren. Wirklich breitenwirksam wurde die Bewegung aber erst als 2008 "Good Old Games" startete. Auf dem Portal werden zuhauf PC-Klassiker aus DOS- und frühen Windows-Zeiten vertrieben.

Das Berliner Computerspielemuseum zieht Jahr für Jahr mehr Besucher an.
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Computerspiele-Museum mit Zuwachs

Und obwohl Jahr für Jahr immer imposantere und schönere Spiele auf den Markt kommen, greifen nach wie vor viele Menschen auf alte Titel zurück – wieso eigentlich? Andreas Lange hat mehrere Erklärungen dafür. Er ist Museumsdirektor des Computerspielemuseums in Berlin. 2017 hatte dieses 104.000 Besucher, 2011 noch 68.000.

Handyspiele als Heilbringer

Hinsichtlich der anhalten Faszination von Retro-Gaming sieht Lange fünf Gründe. Erstens soll der Trend auf den "Siegeszug der Handys als Spieleplattform" zurückzuführen sein. Die "klaren und einfachen Grafiken der alten Spiele" sollen sehr gut für kleine Displays geeignet sein. Zudem wenden sich laut Lange Handyspiele "oft an Gelegenheitsspieler". Diese müssen somit wie die alten Spiele der Automaten leicht und schnell verstehbar sein.

Frühere Designphilosophie

Nostalgie spielt laut Lange natürlich auch eine Rolle. Ferner steht die 8-Bit-Grafik der Videospiele der 1970er- und 1980er-Jahre für die Anfänge der Informationsgesellschaft – auch dies würde dem Deutschen zufolge ebenso Einfluss auf den fortschreitenden Trend haben. Weiters soll es auch so sein, dass die alten Games für eine gewisse Designphilosophie standen, nach der laut Lange die "Technik noch komplett transparent war und Erfolgstitel oft komplett nur von einem kleinen Team produziert wurden".

Zeitlose Evergreens wie in der Musik

Dies habe sich heute geändert. Der Museumsdirektor kann sich gut vorstellen, dass in "Zeiten der Intransparenz und Unkontrollierbarkeit des Umgangs mit den digitalen Technologien eine Sehnsucht nach dieser Zeit und ihren Produktionsbedingungen" vorherrscht. Lange zieht zuletzt auch einen Vergleich mit der Musikbranche. So gibt es wie die Beatles oder Abba eben zeitlose Evergreens im Gaming, die wir auch heute noch gerne hören beziehungsweise spielen.

Im Wiener Retrogaming-Geschäft Subotron.
Foto: Subotron

Wiener Retrogaming-Geschäft

Auch in Wien können Retro-Fans im Subotron auf ihre Kosten kommen. Das Geschäft im Museumsquartier bietet eine bunte Auswahl an älteren Konsolen und Spielen. Betreiber Jogi Neufelder merkt von einem größeren Interesse am Retrogaming bisher nicht wirklich etwas. Laut ihm gibt es die Fangemeinde, die mit 8-, 16-, und 64-Bit-Grafik aufgewachsen ist schon länger – zudem ist diese recht konstant geblieben.

Zeitreise in eine einfachere Zeit

Hinsichtlich des fortschreitenden Trends, ältere Games oder Konsolen zu nutzen, hat Neufelder auch eine Erklärung: "Die Erkenntnis, dass ein Punkt und zwei Striche genauso Spaß machen können wie endlose Online-Welten kommt in Wellen. Jetzt ist die Lust, die historische Entwicklung von Technologie und Gameplay zu erspielen gerade wieder größer. Pixel triggern eine Zeit, als alles noch nicht so kompliziert war". (Daniel Koller, 4.03.2018)