Auf der Innenseite der tönernen Öllampen sind die Fingerabdrücke deutlich zu erkennen.

Foto: Kimberlee S. Moran

Münster – In der Kriminalistik helfen Fingerabdrücke dabei, ein Verbrechen aufzuklären. Fingerspuren auf der Innenseite von tönernen Werkstoffabfällen in Beit Nattif im heutigen Israel, die ein Archäologenteam nun näher untersucht hat, sagen zwar nichts über die Identität ihrer Schöpfer aus, dafür aber sehr viel über die spätrömische Töpferkunst vor 1.700 Jahren. Die charakteristischen Abdrücke lieferten den Wissenschaftern um Achim Lichtenberger von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Kimberlee S. Moran von der Rutgers University-Camden wichtige Hinweise darauf, wie in einer spätantiken Keramikwerkstatt gearbeitet wurde.

Die Töpfer pressten für die Fertigung der keramischen Produkte wie Öllampen und Terrakotten Ton in Formen, wobei immer wieder plastische Fingerabdrücke im Ton erhalten blieben. Lichtenberger und seine Kollegin erkannten identische Abdrücke auf unterschiedlichen Objekten und fanden so heraus, dass eine Person sowohl Öllampen als auch figürliche Terrakottastatuetten fertigte – bisher ließ sich das in dieser Eindeutigkeit nicht nachweisen.

Routinierte Bewegungen

Die Fingerspuren waren zudem oft an einer spezifischen Stelle der Lampe oder der Terrakotte zu finden und veranschaulichen so die Handbewegungen des Handwerkers. "Er verteilte Ton offensichtlich immer auf dieselbe Weise in die Form. Man erkennt daran, dass der Handwerker sehr routiniert arbeitete", erklärt Lichtenberger.

Einer der Arbeiter entwickelte offensichtlich sogar einen neuen Öllampen-Typus mit einem charakteristischen Dekor, indem er zwei bestehende Typen vereinte, schreiben die Forscher im Fachmagazin "Antiquity". "Dieser Typus ist sehr selten. Es gibt nur ein bekanntes Exemplar dieser Art", sagt der Archäologe. "Die Arbeit zeigt den Versuch, Formen weiterzuentwickeln – und das endete manchmal auch in einer Sackgasse."

Fund in zwei Zisternen

Die beiden Wissenschafter nahmen rund 700 Objekte näher unter die Lupe, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in zwei Zisternen gefunden worden waren. Das Material stammte aus einer Werkstatt, die vermutlich um 300 unserer Zeitrechnung in Betrieb war. In einer zweiten Untersuchungsstufe soll ab Frühjahr eine Spezial-Software zum Einsatz kommen, um die Fingerspuren zusätzlich EDV-gestützt zu analysieren. (red, 18.2.2018)