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Die japanische Kirschblüte hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter nach vorne verlagert.

Foto: AP/Koji Sasahara

Jena – Das japanische Kirschblütenfest, in der Landessprache Hanami genannt, lockt jedes Frühjahr Tausende Einheimische und Touristen aus aller Welt in öffentliche Parks, um das Erwachen der Natur in Weiß und Rosarot zu feiern. Das Frühlingsfest hat eine lange Tradition und wird in Japan bereits seit über 1.000 Jahren dokumentiert. Im Vergleich zu diesen älteren Aufzeichnung ließ sich zuletzt ein bedenklicher Trend beobachten: Seit Mitte des 20. Jahrhunderts treiben die Kirschblüten in Japan immer früher aus. Das Phänomen lässt sich auch in unseren Breiten beobachten, wie nun Wissenschafter im Fachjournal "Global Ecology and Biogeography" schreiben.

Und das nicht nur bei Bäumen: Auch Gräser, Kräuter und Sträucher haben den Start der Blütezeit deutlich verlagert. Die globalen Klimaveränderungen führen offenbar zu veränderten Blühzeiten, meist sei ein früherer Blühbeginn zu beobachten, berichtet das Team um Patrizia König von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Für ihre Studie haben die Botaniker Daten aus verschiedenen Publikationen zum Blühbeginn für über 550 Pflanzenarten von 18 Standorten in Europa und Nordamerika zusammengetragen und ausgewertet.

Nicht alle reagieren gleich

"Auch wenn sie im gleichen Habitat wachsen, reagieren unterschiedliche Pflanzenarten auf geänderte Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse recht verschieden", nennt König eine zentrale Erkenntnis ihrer Arbeit. Während vier von fünf Pflanzenarten auf veränderte Klimaverhältnisse mit einem früheren Blühbeginn reagieren, öffnet ein Fünftel von ihnen erst zu einem späteren Zeitpunkt die Blüten. Die stärkste Verschiebung des Blühbeginns war, neben Bäumen, an Sträuchern zu verzeichnen.

Spitzenreiter dabei ist ein Zwergstrauch – die Vierkantige Schuppenheide – die in Grönland wächst. Sie hat das Öffnen ihrer Blüten in den zurückliegenden zehn Jahren um ganze drei Wochen vorverlegt. Dass gerade diese nur wenige Zentimeter in die Höhe wachsende Art zu den führenden "Frühaufstehern" gehört, spiegelt die Ergebnisse der Studie gut wider: König und ihre Kollegen konnten zeigen, dass Unterschiede in den funktionellen Merkmalen der Pflanzen, wie Wuchshöhe und Blattgröße dazu beitragen, Unterschiede in der Veränderung des Blühbeginns zu erklären.

Den Großen zuvor kommen

Im Fall der Sträucher, aber auch bei Kräutern und Gräsern, gelte: je kleiner die Pflanze umso deutlicher die Verschiebung des Blühbeginns. Vermutlich, so die Erklärung der Wissenschafter, um der großwüchsigen Konkurrenz zuvorzukommen, die später das Sonnenlicht abschirmt. Ein weiterer Faktor, der sich auf den Beginn der Blütezeit auswirkt, ist die Wachstumsrate der Pflanzen. Schnellwachsende Kräuter und Gräser öffnen die Blüten signifikant früher als langsam wachsende Arten. Diese Erkenntnisse können nach Ansicht der Forscher dabei helfen, künftige Veränderungen im Wachstum von Pflanzen besser vorherzusagen. (red, 14.2.2018)