Eine Million ORF-Zuseher können nicht irren. Also soll man den Villacher Fasching im ORF nicht kritisieren. Aber als rätselhaftes Phänomen der mitteleuropäisch-karinthischen Volkskultur ist er doch immer wieder faszinierend.

Es versammeln sich mehrere Hundert festlich gekleidete Angehörige hauptsächlich der Kärntner Bourgeoisie in einem Saal und lachen sich einen Ast ab bei Witzen, für die man anderswo erbarmungslos von der Bühne gebuht werden würde. Zum Beispiel trat dieses Jahr wieder eine Figur namens "da Noste" auf, recte Manfred Obernosterer, Lehrer für Mathematik und Musik an der Hauptschule St. Veit an der Glan. Der Mann ist in eine Kärntner Tracht gekleidet, an der aber ein Hosenbein fehlt, leidet an Illeismus (der Zwang, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen) und elaboriert über das Thema einer Sekretärin, die zwischen "Office" (Windows) und "O-Fieß" (O-Beine) nicht unterscheiden kann.

Die ORF-Kamera hält dabei immer wieder auf Menschen beiderlei Geschlechts drauf, die sich in Paroxysmen winden, die sich bei näherer Untersuchung als Lachen herausstellen. Wie kommt das zustande?

Dem haben einmal über zwei Millionen Menschen zugesehen (im Jahr 2000). Seither geht es stetig bergab, bis 1,056 Millionen heuer. Aber immerhin. Und ohne Häme, ohne Arroganz: Was ist es, das relativ viele Menschen zu einer solch trost- und witzlosen Ödnis treibt? (Hans Rauscher, 14.2.2018)