Symbolbild eines Roboters – denn der APA-Textroboter namens "Egon" existiert nur als Computerprogramm.

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Wien – Die APA testet einen Textroboter, der für APA-Kunden schreiben soll. Die APA würde das technische und redaktionelle Know-how zur Verfügung stellen, die Kunden könnten auch eigene Daten verwenden.* "Egon" heißt der Prototyp, den das APA-Medialab, die Innovationsabteilung des Unternehmens, kürzlich vorgestellt hat.

Entwickelt wurde der Prototyp im Rahmen eines Design-Sprints, einer Methode aus dem Hause Google, bei der innerhalb von fünf Tagen aus einer Idee ein Prototyp entsteht.

Am Anfang stand die Überlegung, welche Meldungen sich für Roboterjournalismus eignen. Naheliegend waren Sportergebnisse, Wetter oder Finanzdaten – also häufig wiederkehrende Meldungen, die aus strukturierten Daten generiert werden können.

Am Ende fiel die Entscheidung auf Fußball – mit Fokus auf untere Ligen. "Einen Roboter für Bundesliga-Spielberichte zu erfinden wäre uns aber nicht einmal im Traum eingefallen", sagt Katharina Schell vom APA-Medialab. "Denn das können Redakteure besser."

Infrage kommen Textroboter laut Schell nur bei "regionalen bis zu hyperlokalen" Ereignissen, die zwar ihr Publikum haben, für die aber oft die redaktionellen Kapazitäten fehlen. Nachrichtenagenturen wie die norwegische NTB oder die Associated Press haben bereits Textroboter im Einsatz. Auch die Washington Post benutzt Programme, um automatisiert von Ergebnissen der High-School-Football-Liga zu berichten.

Roboter bleibt allein dumm

Ziel sei es nicht, einfach per Roboter die Anzahl der täglichen Meldungen zu erhöhen. Es gehe auch nicht darum, Redakteure einzusparen, sondern darum, deren Alltag zu erleichtern. "Das meinen wir ernst", betont Schell.

Schließlich müssten sich Journalisten heute um viel mehr kümmern als um den eigentlichen Artikel. Tweets müssten gesendet, Liveticker befüllt und Facebook-Anreißer gedichtet werden. Nicht alles davon diene der journalistischen Erfüllung, ist sich Schell sicher.

1:0 für den echten Redakteur

Ein wesentliches Feature sei es auch, Redakteure bei ungewöhnlichen Ausreißern in den Daten zu alarmieren. Zudem brauche es hochqualifizierte Journalisten, die dem Programm das Schreiben beibringen.

Momentan kann Egon aus Rohdaten automatisierte Fußballspielberichte schreiben und über Siegesserien, Durststrecken, Zuschauerzahlen, Auswärts- bzw. Heimsiege, Führungstreffer, Goldtore und Platzierungen informieren. Dazu liefert er eine Tabelle und zeichnet ein Liniendiagramm.

Letztendlich erkennt Egon aber nur Bedeutung in den Datenbergen, wenn Menschen die Muster vorher einprogrammiert haben. Liegen Daten überhaupt nur unstrukturiert vor, stehen die Textroboter sowieso an. Und öffentlich zugängliche Daten seien – im internationalen Vergleich – in Österreich derzeit eher spärlich gesät, resümiert Schell.

Neben Stilsicherheit muss die Software noch lernen, die grundsätzlichste aller journalistischen Fragen zu beantworten: "Was ist die Geschichte?" Und über Spiele etwa, die mit einem Unentschieden endeten, kann Egon noch nicht schreiben. (red, 15.2.2018)