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Wien – Freitag sitzt ORF-General Alexander Wrabetz mit Führungskräften und Projektleiter über Bauplänen und Berechnungen. Der Lenkungsausschuss tagt, wo zuletzt eine Rettungskampagne für FM4 ihren Ausgang nahm. Weil dort einer scherzte, ob der ORF überhaupt noch Räume für FM4 braucht: In der Regierung gibt es kaum Fans des Senders.

FM4 hat einen Platz im "Plan B" von Alexander Wrabetz für das 300-Millionen-Bauprojekt auf dem Küniglberg. Dort, wo Radio Österreich International und das Mittelwellenprogramm entstanden. Beide gibt es längst nicht mehr.

Den "Plan B" will der Finanzausschuss des ORF-Stiftungsrats am Montag hören. Thomas Zach, Fraktionschef der ÖVP-Räte und Vorsitzender des Ausschusses, hat ihn einberufen. Im März soll der Stiftungsrat den Plan beschließen.

Wofür braucht es einen Plan B? Die Stadt Wien verweigert bisher die Flächenwidmung für einen Zubau auf dem Küniglberg – nach Anrainerprotesten und umstrittenen Widmungen wie dem Heumarkt-Hochhaus. Monatelange bis jahrelange Bauverzögerungen treiben die Kosten. Also sucht der ORF Platz, um Ö1 und FM4 aus dem Funkhaus und Ö3 aus Wien-Heiligenstadt auf den Küniglberg zu holen, ohne über bestehende Widmungen hinauszuwachsen.

Newsroom statt Ausstattungshallen

Wo bisher die – baufällige – "Zentrale Werkstätte" steht, soll ein Ö1-Haus Platz finden. Und wo in den Ausstattungshallen ORF-Bühnenbilder entstanden, sollen ein Ö3-Komplex und ein multimedialer Newsroom für alle ORF-Medien unterkommen.

Da hakt es schon: Zwei Häuser sind gemeinhin teurer als eines. Und: Unter der Halle sind mehrere Geschoße Garagen und Lager. Der Neubau dort braucht zusätzliche Fundamente. Aber: Unter der Halle liegt auch das elektronische Herz des ORF – der zentrale Serverraum des Unternehmens. Damit die Operation Zubau dieses Herz nicht Niederschlägen aussetzt, braucht es nach dem Abriss der Halle eine Absicherung nach oben. Und: Die ORF-Technik wird nervös, wenn sie von Bohrungen um diesen "Allgemeinen Geräteraum" hört. Es gibt schonendere Bauverfahren dafür, doch die kosten. Das Architekturbüro soll da Alarm geschlagen haben – dort verweist man Anfragen an den Bauherren ORF.

Mit den knapp budgetierten 22 Millionen Euro wäre das schwer zu bewerkstelligen. Lösung: Abriss der Halle und Sicherung werden woanders budgetiert im großen 300-Millionen-Rahmen.

Dafür versucht der ORF, bei zwei anderen, ziemlich sanierungsbedürftigen Objekten zu sparen, in denen bisher TV-Newscenter und Magazine untergebracht sind. Dort hat das Bundesdenkmalamt einer weniger kostspieligen Wärmedämmung zugestimmt. Und damit Objekt 3 und 4 nicht einstürzen, bekommen sie eine Betondecke zur Stabilisierung.

Die Kalkulation des Plan B will der ORF erst im März vorlegen. "Wir haben den Auftrag, im vorgegebenen Kostenrahmen zu bleiben, und dahingehend planen wir auch", sagt ein Sprecher dazu.

Wesentlich aus dem Ruder laufende Gesamtkosten böten der Regierung und ihrer neuen Mehrheit einen Hebel, um Alexander Wrabetz rascher als ORF-Chef abzulösen als mit einem neuen ORF-Gesetz (wie geplant).

Roher Rechnungshof

Vor dem Sommer könnte der Rohbericht des Rechnungshofs über das 300-Millionen-Bauprojekt ORF vorliegen. Er prüft nun auch Wiens Flächenwidmungsblockade für den ORF.

Die präzisen Fragen der staatlichen Prüfer lassen auf einen rohen Befund schließen. Die Berechnungen des damaligen ORF-Finanzdirektors Richard Grasl sprachen für die Sanierung des Küniglbergs und gegen einen Neubau. Die Sanierung großer Studiobereiche im Wert von 30 Millionen Euro blieb damals etwa unberücksichtigt. Die ÖVP erinnert bei dem Punkt gerne: Alleingeschäftsführer des ORF war damals wie heute Alexander Wrabetz. (Harald Fidler, 16.2.2018)