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Cyril Ramaphosa bei seiner Angelobung als neuer Präsident Südafrikas.

Foto: Rodger Bosch, Pool via AP

Als Nelson Mandela am 11. Februar 1990 aus dem Victor-Verster-Gefängnis in die Freiheit schritt, gehörte Cyril Ramaphosa zum innersten Zirkel seines Empfangskomitees. So selbstbewusst und charismatisch schien der damals 37-Jährige in die Zukunft zu blicken, dass die Reporter, die das Geschehen in die Welt trugen, in ihm schon eines der Gesichter des neuen Südafrika sahen.

Dass es letztlich fast drei Jahrzehnte dauern sollte, bis der heute 65-jährige Ramaphosa die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt, ist aber nicht nur den Politquerelen geschuldet, die das Land am Kap seit dem Übergang zur Demokratie beuteln. Denn der Mann, der am Donnerstag als fünfter Präsident des demokratischen Südafrika angelobt wurde, ist in seiner Karriere nicht nur einmal über sein Temperament gestolpert.

Als Gründer der Minenarbeitergewerkschaft gehörte der überzeugte Christ, in den 1970er-Jahren wegen Unterstützung der linken Frelimo-Rebellen in Mosambik in Haft, zu den wirkmächtigsten Anti-Apartheid-Aktivisten. Dass der Polizistensohn aus der Johannesburger Township Soweto aber schon als Arbeitervertreter einen aufwendigen Lebensstil pflegte, irritierte nicht wenige seiner Mitstreiter.

Als Mandela ihn 1994 nicht zum Vizepräsidenten machte, soll der studierte Jurist so enttäuscht gewesen sein, dass er dessen Angelobung fernblieb. Als Abgeordneter feilte er aber maßgeblich an Südafrikas Post-Apartheid-Verfassung.

1997 schien schließlich über Ramaphosa der Vorhang auf der politischen Bühne zu fallen. 25 Jahre sollten bis zu einem Dacapo vergehen. Zeit, die der Jurist nutzte, um durch Beteiligungen an Telekom-, Medien-, und Bergbauunternehmen in die Riege der reichsten Südafrikaner vorzudringen – als einer der wenigen Schwarzen.

Als der Ex-Gewerkschaftsboss 2012 als Direktor einer Platinmine die Polizei gegen Streikende vorgehen ließ und 34 Menschen getötet wurden, schien er endgültig desavouiert. Nachdem eine Kommission den Vater von vier Kindern freigesprochen hatte, kehrte er in die Politik zurück, wurde Vizechef der Regierungspartei ANC und 2014 schließlich Stellvertreter Jacob Zumas, dem er nun, als dieser abtreten musste, gegen dessen Willen nachfolgt. Denn auch der mutmaßlich korrupte Zuma hatte nicht ihn als seinen Erben vorgesehen, sondern seine Exfrau. Das Gesicht des neuen Südafrika, es trägt bereits Falten. (Florian Niederndorfer, 15.2.2018)