Freitagnachmittag im Uno Shopping in Leonding bei Linz: Parkplätze gibt es noch genügend.

Foto: Zoidl

Die offizielle Eröffnung ist im heurigen Herbst.

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Wohl eher kein Wohnen, sicher kein Nachtbetrieb: Die Stadt macht Vorgaben.

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Die gut gefüllte Straßenbahn hält an der Station "Im Bäckerfeld", direkt vor dem Einkaufszentrum Uno Shopping in Leonding. Nur zwei Passagiere steigen an diesem Freitagnachmittag aus und stehen wenig später ein bisschen verloren auf einem fast leeren Parkplatz.

Wohin die anderen Fahrgäste gefahren sind? Vielleicht in die Plus City, die nur wenige Stationen weiter liegt und als Shoppingmekka weit über den Großraum Linz hinaus bekannt ist. 2016 wurde das Paschinger Einkaufszentrum auf 70.000 Quadratmeter erweitert. Das Uno Shopping hingegen stand de facto leer, seit ihm 2014 sein letzter Großmieter abhandengekommen war.

Die drei Mühlviertler Investoren Joachim Pawelka, Josef Hofer und Hubert Wagner kauften das strauchelnde Zentrum vor rund einem Jahr und wollen es nun schrittweise zu neuem Leben erwecken. Seit dem Herbst sind die ersten Flächen in Betrieb. Die offizielle Eröffnung ist erst für den kommenden Herbst geplant. Bis dahin sollen alle 45.000 Quadratmeter an Verkaufsfläche vermietet sein.

Dirndln und Leberkäse

Gut die Hälfte davon ist bereits jetzt gefüllt. Beim STANDARD-Lokalaugenschein findet gerade eine Veranstaltung unter dem Motto "Landliebe" im Einkaufscenter statt: Aussteller trumpfen mit Mühlviertler Bauernspeck, zünftigen Dirndln und Leberkäsesemmeln auf. Überall riecht es nach Würsteln, aus den Lautsprechern plärren Schlagerlieder. Einige Pensionisten haben sich schon am frühen Nachmittag auf den aufgestellten Bänken eingefunden. Bald soll eine Trachtenmodenschau losgehen. "Rufen Sie Ihre Verwandten an, Ihre Enkerln", fordert der Moderator, der standesgemäß eine Lederhose trägt, das Publikum auf. Denn sie sollen alle kommen.

Tun sie aber nicht. "Es läuft noch etwas schleppend", sagt auch Dieter Nöbauer, Betreiber des Cafés Paletti, der das Ganze beobachtet. "Aber mir taugt es hier." Im Gegensatz zur nahen Plus City handle es sich beim Uno Shopping um keinen "Freizeittempel", sondern um ein Center, in dem die Menschen auch ihre Alltagseinkäufe erledigen. Auch wenn aktuell noch vieles provisorisch wirkt, wie er zugibt.

Einige wenige Besucher streifen gerade durch die Geschäftslokale, die großteils von zwei Mietern bespielt werden: dem Getränkehändler Bilgro und dem Outletcenter 7 Fashion Pop-Up. In einem kahlen Geschäft hängen Bademäntel, ein paar Schritte weiter ist ein Geschäftslokal mit bodenlangen Abendkleidern angefüllt. Auf eine Gestaltung der Geschäftsflächen wurde dabei verzichtet. Das Schuhgeschäft steht halb leer. Dazwischen hängen Pfeile, die den Weg zur nächsten Kassa in einem anderen Geschäftslokal zeigen. Es ist das übernächste, das benachbarte steht nämlich leer.

Wohnungen geplant

Eine Pensionistin in Jeans und grüner Jacke stöbert an einem Kleiderständer, der mitten auf dem Gang steht. Sie ist auf der Suche nach billiger Markenware und meidet Menschenaufläufe, erzählt sie. Daher gefällt ihr das Uno Shopping: "Ich kann hier einen halben Tag stöbern, ohne angesprochen zu werden." Anfänglich sei sie aber verwirrt gewesen, wie sie zugibt: "Ich habe die Kassa nicht gefunden."

Ursprünglich waren auf dem Areal des neuen Uno Shopping auch Wohnungen geplant: Ein Teil der Anlage sollte abgerissen werden und Platz für 350 Wohnungen machen, verlauteten die Investoren anfangs. Zuletzt war die Anzahl der Wohnungen auf 180 reduziert worden. Das werde noch dauern, hieß es damals. Ein Händler, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, fände betreubare Wohnkonzepte auf dem Dach sinnvoll: "Für Pensionisten wäre eine solche Wohnform ideal." Für das Funktionieren des Uno Shopping sei jedenfalls noch ein Supermarkt wichtig, "aber der kommt schon noch", ist er zuversichtlich.

Zudem sei der Jahresanfang in Einkaufszentren immer eine besucherärmere Zeit, erklärt er die leeren Gänge. "Aber derzeit fehlt noch viel", gibt er zu. "Und die Leute sind teilweise überfordert vom Ramsch."

Hohe Erwartungen

Aber nicht alle: Sie sei auf der Suche nach billigem Sportgewand, sagt eine Frau, die an einem Kleiderständer gerade Kunstfaser-T-Shirts inspiziert. Kopfkissen gibt es um acht Euro, dafür muss man in Kartons wühlen. Schokonikoläuse gibt es hier lange nach Weihnachten um 49 Cent, auf dem Gang stehen unzählige Buddha-Steinfiguren in allen erdenklichen Größen aufgereiht.

Als die neuen Investoren auf den Plan traten, waren die Erwartungen in Leonding hoch. Nun ist man enttäuscht: "Das ist alles andere als ein Einkaufszentrum oder ein Outletcenter. Das sind Lagerflächen mit einem Dach darüber", klagt Bürgermeister Walter Brunner (SPÖ). Auch Abendveranstaltungen würden von den Investoren, die für den Standard nicht erreichbar waren, immer wieder eingeplant: "Aber das sind Geschäftsflächen, und wir wollen keinen Nachtbetrieb", stellt Brunner klar.

Den geplanten Wohnungen erteilt Brunner ebenfalls eine Absage: "Das hat ja alles eine Wechselwirkung", sagt er mit Blick auf die derzeitige Nutzung der Geschäftsflächen. Qualitatives Wohnen sei so nicht möglich, auch Wohnbauträger, die in Leonding bauen, hätten schon abgewunken. Das rettende Rezept für das Uno Shopping dürfte also noch immer nicht gefunden sein. "Mit dieser Nutzung wird es nicht gehen", ist Bürgermeister Brunner überzeugt. Was genau an diesem Standort funktionieren könnte, weiß er allerdings auch nicht. Nur so viel: "Es muss etwas anderes sein." (Franziska Zoidl, 21.2.2018)