Wer auf der Südautobahn unterwegs ist, sieht schon aus der Ferne das große Reklameschild von Burger King. Es soll hungrige Autofahrer 40 Kilometer vor Wien von der Autobahn in das Schnellrestaurant in Leobersdorf locken. Wer dem Angebot folgt, findet sich bald auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums wieder, das bis auf wenige Geschäfte leersteht.

Das Einkaufszentrum Bloomfield gleicht beinahe einer Geisterstadt.
Foto: Redl

Auf den ersten Blick scheinen neben der Fastfoodkette nur noch ein Sportgeschäft und ein Indoor-Kinderspielplatz in Betrieb zu sein. Der Großteil der restlichen Schaufenster ist leergeräumt, kaum jemand ist auf den Wegen des U-förmig aufgebauten Einkaufsgeländes unterwegs. Vereinzelte Schilder über den Eingangstüren der Geschäfte und von der Sonne ausgebleichte Orientierungspläne weisen darauf hin, dass das Einkaufszentrum "Bloomfield – In den Wiesen" schon bessere Tage gesehen hat.

Es gab bessere Tage, das zeigt der ausgebleichte Umgebungsplan auf dem Bloomfield-Gelände.
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Von einer "Geisterstadt" spricht eine Frau, die in der Nähe einer hier untergebrachten Kinderbetreuungseinrichtung eine Zigarette raucht. "Hier ist es immer so ausgestorben, nur beim Burger King ist was los", erzählt sie.

Wie ausgestorben

Einige Meter weiter, am anderen Ende des Geländes, scheinen dennoch einige Geschäfte zumindest nicht leergeräumt. Jacken und Pullover hängen an Kleiderständern, Schuhe sind auf Tischen zur Schau gestellt, Schaufensterpuppen präsentieren Mode. Laut Türschild sind die Geschäfte Montag bis Freitag von zehn bis 18 Uhr geöffnet. Dennoch sind die Türen verschlossen. Auch ein Café – voll eingerichtet und liebevoll dekoriert – gibt es, doch es ist ebenfalls geschlossen. Auf dem Türschild steht: "Café in der Rocks Indoor Boulder Halle. Ich bitte um Verständnis!"

Das Café hat seinen Betrieb in die Kletterhalle verlagert.
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Die angesprochene Halle ist im hinteren Teil von Bloomfield untergebracht. Sie wird von Christian Blazek betrieben, der zugleich auch der Eigentümer des Einkaufszentrums ist. Er erklärt, warum manche der Geschäfte geschlossen sind, obwohl sie laut Aushang geöffnet sein sollten: "Derzeit betreut nur eine Person mehrere Geschäfte. Weil wir zu wenig Frequenz haben, rechnet sich mehr Personal nicht." Blazek hat auch die Fakten zum Leerstand: Von 15.000 sind derzeit 7000 Quadratmeter belegt. Neun Unternehmer betreiben aktuell ein Geschäft auf dem Areal – für viele weitere wäre Platz.

Im Herbst 2013 haben Christian und Michaela Blazek das Einkaufszentrum neu eröffnet. Ihr Konzept: fair produzierte Produkte in guter Qualität anzubieten, den Kunden ein "anderes" Einkaufserlebnis zu bieten, umgeben von Natur. Auch ein Schuster und eine Schneiderei sowie hochwertige Serviceleistungen waren Teil des Konzepts. Nach einer anfänglichen Hochphase haben viele Geschäfte wieder zugesperrt. "Ich würde nicht sagen, dass wir gescheitert sind", sagt Christian Blazek. "Es gibt immer Höhen und Tiefen, ich glaube an unsere Idee."

Kaum ein Auto steht auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum.
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Dass die Idee gut ist, glaubt auch Hannes Lindner, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Standort+Markt mit Sitz im nahen Baden. "Wer eine Nische bedienen will, etwa den Verkauf von fairen Produkten, wird sich aber überall schwertun, eine so große Fläche zu füllen, da muss man klein starten." Ideal sei eine Mischung aus Mainstreamangeboten und Nischenprodukten.

Ursprünglich wurde das Einkaufszentrum als Outlet-Center Leoville gebaut und im Mai 2005 eröffnet. Es hatte zu Beginn mit der sogenannten Radiusklausel zu kämpfen. Sie war Teil sämtlicher Verträge des Outlet-Centers Parndorf mit seinen Mietern. Ihnen wurde untersagt, sich in anderen Outlets im Umkreis von 60 Kilometern anzusiedeln. Doch auch die Abschaffung dieser Klausel im Jahr 2007 brachte Leoville keinen Aufschwung. Dieses schlechte Image, das sich über die Jahre aufgebaut hatte, habe auch dem Neustart als Bloomfield geschadet, glaubt Blazek. "Das hätten wir vorher neutralisieren müssen, diesen Faktor habe ich unterschätzt."

Starke Konkurrenz

Dass der Standort für ein Einkaufszentrum trotz allem gut ist, darüber sind sich alle einig. "Untersuchungen haben gezeigt, dass dies eine der besten Lagen in ganz Europa ist. Durch die Autobahn ist die Frequenz hoch, im Umkreis von drei Autostunden wohnen sechs Millionen Menschen", sagt der Bürgermeister von Leobersdorf, Andreas Ramharter, und glaubt daher auch nicht, dass die damalige Entscheidung, das Betriebsgebiet für Handel umzuwidmen, ein Fehler war. Ramharter gibt jedoch zu, dass der Standort von viel Konkurrenz umringt ist, etwa dem 15 Kilometer entfernten Fischapark in Wiener Neustadt oder der 25 Kilometer entfernten Shopping City Süd.

Das Ziwa Leobersdorf – hundert Meter von Bloomfield entfernt – bietet vor allem Mainstream wie C&A, Libro oder dm. Das Geschäft läuft gut.

Aber auch in nächster Nähe ist das Shoppingangebot groß. Nur hundert Meter von Bloomfield entfernt liegt das Fachmarktzentrum Ziwa Leobersdorf. Hier ist an einem Wochentag der Andrang groß, fast der gesamte Parkplatz ist belegt. An einen Interspar reihen sich Geschäfte wie dm, C&A, Deichmann, Libro und Tedi. Auch das regionale Unternehmen Schrahböck Spielwaren hat hier eine Filiale. Beim Neustart, so erzählen die Verkäuferinnen, habe man es auch im Bloomfield versucht. Doch schon nach kurzer Zeit lief das Geschäft schlechter, und nach etwa einem Jahr sei man zum alten Standort im Fachmarktzentrum zurückgekehrt.

Belebtes Zentrum

Und anders als in vielen kleinen Städten ist in Leobersdorf auch das Zentrum belebt. Kleine Geschäfte reihen sich an Restaurants. In der Passage, einem kleinen Einkaufszentrum, das direkt in der verkehrsberuhigten Innenstadt liegt, herrscht geschäftiges Treiben, zahlreiche Tische eines Cafés sind besetzt. Die Leobersdorfer, die hier unterwegs sind, glauben, dass das Bloomfield mit "normalen" Geschäften gut funktionieren würde, und meinen damit vor allem, dass es billig sein sollte. "Dort war alles zu teuer", sagt eine Frau.

Auch im Stadtzentrum ist was los, dort reihen sich kleine Geschäfte an Restaurants. Der Innenstadtbereich wurde verkehrsberuhigt.
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Blazek lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. "Bei manchen Menschen fehlt das Bewusstsein für hochwertige und faire Kleidung. Da heißt es dann nur, alles sei zu teuer." Er ist sich sicher, dass es auch eine Zielgruppe für sein Vorhaben gibt. Er ist offen für neue Mieter und Ideen. "Wir haben Fehler gemacht, doch die machen wir kein zweites Mal. Außerdem ändern sich die Zeiten, die jungen Menschen von heute kaufen viel bewusster ein. Das ist unsere große Chance." (Bernadette Redl, 20.2.2018)