Foto: Honorarfrei/Uwe Sailer

Offiziell taucht die Identitäre Bewegung im Zusammenhang mit dem Kongress der Verteidiger Europas nirgendwo auf. Doch der Schein trügt. Viele der Redner und Aussteller, die am 3. März im Wasserschloss Aistersheim auftreten, haben enge Verbindungen zur rechtsextremen Gruppierung.

Ein Knotenpunkt ist die Initiative "Ein Prozent", deren Vorsitzender Philip Stein in Aistersheim spricht. Die Organisation sammelt Spenden und verteilt diese an "patriotische" Projekte, dabei soll auch Geld an NPD-nahe Initiativen und nach Österreich geflossen sein, wo laut Stein der Identitären Bewegung Prozesskostenunterstützung zukommt.

Vermieter für "Identitäres Zentrum"

Mit dem AfD-Funktionär Andreas Lichert ist ein zweiter Redner in Aistersheim eng mit Ein Prozent und der Identitären Bewegung vernetzt. Lichert vermietet Ein Prozent im deutschen Halle Räumlichkeiten, die als "Identitäres Zentrum" genutzt werden. Er ist auch Vorsitzender des Instituts für Staatspolitik, das als wichtigster neurechter Thinktank gilt.

Dessen Hausverlag Antaios brachte etwa die Autobiografie von Identitären-Chef Martin Sellner heraus. Dort erscheint auch die Zeitschrift Sezession, in der neben Identitären etwa der österreichische Verleger Wolfgang Dvorak-Stocker – ebenfalls Redner in Aistersheim – aktiv ist.

Identitäres Merchandising

Zwei weitere Namen zeigen die Nähe zu den Identitären: Felix Menzel ist Chefredakteur der Blauen Narzisse. Er sympathisiert offen mit den Identitären und vertreibt etwa deren Sticker. Aus den USA reist Brittany Pettibone, eine neurechte Podcasterin, nach Aistersheim. Sie nahm an der fremdenfeindlichen "Defend Europe"-Bootsfahrt der Identitären teil, woraus eine Romanze mit Identitären-Chef Martin Sellner entstand, die in der Szene bejubelt wurde.

Auch der Veranstalter des Kongresses, die äußerst rechte Postille Info Direkt, hat Beziehungen zu Identitären. Allein in der März-Ausgabe schrieben dort etwa Martin Lichtmesz, einer der Vordenker der Identitären; außerdem wurde der Identitäre Alexander Schleyer, Exparlamentsmitarbeiter der FPÖ, über die "Defend Europe"-Kampagne interviewt. Der ehemalige Identitären-Chef Alexander Markovics steuerte einen Artikel über Russland bei.

FPÖ-Landespolitiker kommt

Warum die Betreiber des Kongresses so viel Wert darauf legen, ihre Verknüpfungen zu den Identitären zu verbergen, ist unklar. Womöglich könnten diese als Aushängeschilder des neuen Rechtsextremismus andere Teilnehmer von ihrem Erscheinen abhalten. Mit dem Grazer Vizebürgermeister Mario Eustacchio ist heuer nur ein FPÖ-Landespolitiker vertreten. Beim vergangenen Kongress sprach noch der damalige FPÖ-Generalsekretär und jetzige Innenminister Herbert Kickl. Dieses Mal konnte jedoch kein Redner in dieser Größenordnung gewonnen werden. (Fabian Schmid, 20.2.2018)