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Jung Dong-hyun will im Slalom das beste koreanische Alpinresultat bei Olympischen Spielen fixieren. Dass er das draufhat, bewies er in diesem Winter als 26. in Madonna und als 27. in Adelboden.

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Beim Riesenslalom in Pyeongchang lief es suboptimal, er stürzte im ersten Lauf.

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Pyeongchang/Wien – Bereiten sich neun Skifahrer des südkoreanischen Nationalteams gewissenhaft auf die Winterspiele in Pyeongchang vor, obwohl es nur vier Startplätze gibt, so liegt der Schluss nahe, dass es mit Kompetenz im Skiverband nicht wirklich weit her ist. Tatsächlich hat die koreanische Ski-Association KSA die olympischen Qualifikationsrichtlinien nicht kommuniziert, obendrein falsch interpretiert und so fünf Athleten falsche Hoffnungen gemacht.

Als den Vertretern der KSA bewusst wurde, dass es – wie vom Weltskiverband Fis festgelegt – nur vier Startplätze gibt, verzichtete man erneut auf entsprechende Kommunikation, weil man dachte, die übrigen Läufer könnten die Qualifikation doch noch selbst hinbekommen. Aufgrund der schlechten Fis-Rankings war damit aber nie zu rechnen.

Alpinquartett

Und als absehbar wurde, dass es einige nie und nimmer schaffen würden, wollte man die hart trainierenden Athleten nicht entmutigen, erklärt ein Verbandsvertreter. Man wollte warten, bis das ausschlaggebende Ranking endgültig feststand. Eingekleidet wurden jedenfalls alle neune. Ein Brief an das IOC mit der Bitte um mehr Startplätze verfehlte die erhoffte Wirkung. So bilden nun also die Herren Jung Dong-hyun und Kim Dong-baek sowie die Damen Kang Young-seo und Gim So-hui das südkoreanische Alpinquartett für die Spiele.

Platz 14 im Zagreb-Slalom 2017

Jung gilt als der Aussichtsreichste, zumal er auch im Weltcup, nun ja, mitmischt. Der 29-Jährige aus der Provinz Gangwon östlich von Seoul, wo auch Pyeongchang liegt, ist auf den Slalom fokussiert. In dieser Saison hat er einen 26. Platz in Madonna und einen 27. in Adelboden stehen, in Wengen schrammte er als 34. um 21 Hundertstel am Finale vorbei, in Kitzbühel fiel er im ersten Lauf aus, das Nightrace in Schladming ließ er aus. Sein bislang bestes Weltcup-Resultat bei 39 Versuchen fuhr er 2017 als 14. des Slaloms in Zagreb ein.

Für Jung sind die Spiele der ultimative Karrierehöhepunkt. Sein Trainer Ji Young-ha, der mangels ausgeprägter Englischkenntnisse seines Schützlings im Gespräch mit dem Standard auch als Dolmetscher fungiert, versichert, dass Jung nicht zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf ist und durchaus mehr Potenzial hätte. Die pickelharten Weltcup-Pisten liegen ihm jedoch überhaupt nicht. Den Olympiahang im Yongpyong Alpine Centre kennt er allerdings in- und auswendig, und auch die Bedingungen könnten ihm entgegenkommen, weil der Sprühbalken, der für jene eisigen Verhältnisse sorgt, die er so gar nicht schätzt, diesmal nicht eingesetzt wird.

Keine guten Erinnerungen an Olympia

Unter fünf Ringen lief es für ihn bislang nicht nach Wunsch. 2006 wollte er in Turin sein Olympiadebüt geben, wegen Solotrainings wurde er jedoch vom Verband suspendiert. In Vancouver 2010 machte ihm eine Oberschenkelverletzung einen Strich durch die Rechnung. Vier Jahre später scheiterte er in Sotschi im Slalom, fuhr im Riesentorlauf auf Platz 41. Nichtsdestotrotz sind die Erwartungen und das mediale Interesse groß, was den zwischenzeitlich auch vom Österreicher Georg Höllrigl trainierten Südkoreaner durchaus ein wenig stresst.

Jung stand schon auf zwei Brettern, als er noch nicht einmal drei Jahre alt war. Seine größten Erfolge feierte der siebenfache südkoreanische Meister im ostasiatischen Far East Cup mit 30 Rennsiegen, dreimal (2010, 2011 und 2012) gewann er die Gesamtwertung. Bei den Asienspielen 2011 holte er Bronze in der Abfahrt und Gold in der Super-Kombination.

Kooperation mit den USA

Im Weltcup bestreitet Jung eine "One-Man-Show" für Südkorea. Er kann neben seinem Sponsor High-one-Skiresort auf Unterstützung des US-Verbands zählen, man trainiert gemeinsam, steigt in denselben Hotels ab. Ein Ausrüstervertrag hat sich wegen Problemen mit dem Importeur in Luft aufgelöst, nun kauft er sich die Rennskier selbst, erhält in Sachen Präparierung Hilfe von einem österreichischen Servicemann.

Das beste Ergebnis, das ein südkoreanischer Alpinskifahrer je bei Olympia erzielte, stammt aus dem Jahr 1998 in Nagano, als Hur Seung-wook im Slalom 28. wurde. In der Kombination in Pyeongchang kam Kim Dong-baek diesem Ergebnis als 33. (10,52 Sekunden hinter Sieger Hirscher) recht nahe, im Riesentorlauf war er davon als 39. (12,01 hinter Hirscher) etwas weiter entfernt.

Jung, der im ersten Riesenslalom-Durchgang ausschied, traut sich zu, im Slalom am Donnerstag ein besseres Resultat einzufahren. Er gibt an, "hungrig" zu sein und von den "Top Ten" zu träumen. "Wenn ich gut trainiere", sagt er, "werde ich belohnt werden."

Jung Dong-hyun will im Slalom das beste koreanische Alpinresultat bei Olympischen Spielen fixieren. Dass er das draufhat, bewies er in diesem Winter als 26. in Madonna und als 27. in Adelboden. (Thomas Hirner, 21.2.2018)