Geld zu verdienen ist für 66 Prozent der befragten Lehrabsolventen einer ibw-Studie der Hauptgrund, eine duale Ausbildung zu beginnen.

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Die Lehrlingsausbildung in Österreich gilt international als eine der besten. Dennoch hat die Lehre seit Jahren ein schlechtes Image. Die Folge: Immer mehr Jugendliche entscheiden sich nach der Pflichtschule, weiter im Gymnasium zu bleiben, Matura zu machen und zu studieren. Doch langsam dürfte auch die Lehre wieder attraktiver werden. Anfang Februar gab die Wirtschaftskammer bekannt, dass im vergangenen Jahr 3,1 Prozent mehr Jugendliche eine Lehre angefangen haben als im Jahr zuvor, das sind rund 37.700 Lehranfänger.

Die klassischen Lehrberufe wie Einzelhandelskaufmann oder -frau, Bürokaufmann oder -frau sowie Kfz-Techniker, Friseur oder Koch gehören dabei immer noch zu den beliebtesten. In einer Befragung des Instituts für Bildungsforschung aus dem Jahr 2015, bei der österreichische Lehrabsolventen befragt wurden, kam heraus, dass die Freude an der praktischen Tätigkeit sowie die Möglichkeit, Geld zu verdienen, mit jeweils 66 Prozent die Hauptgründe für eine Lehre sind. 49 Prozent gaben an, sich wegen der guten Berufsaussichten für eine duale Ausbildung entschieden zu haben. Und nicht nur das, eine Lehre senke auch das Risiko der Arbeitslosigkeit um zwei Drittel, sagt Winfried Göschl, Vizechef des Arbeitsmarktservice Wien, zur APA.

Unterschiede nach Lehrberuf und Branche

Wer eine Lehre macht, der verdient sein eigenes Geld – meist deutlich mehr, als die Altersgenossen in der Schule im Monat an Taschengeld bekommen. Die Höhe der Lehrlingsentschädigung wird in den Kollektivverträgen festgelegt, sie kann also je nach Lehrberuf unterschiedlich hoch sein. Und sogar nach Branche. So bekommt ein Lehrling zum Bürokaufmann in einem Industriebetrieb mehr Lehrlingsentschädigung als in einem Gewerbebetrieb, eine werdende Bankkauffrau erhält bei gewerblichen Kreditgenossenschaften weniger als bei anderen Banken.

Eine Branche, in der die Lehrlinge eine hohe Entschädigung bekommen, sind die Bauindustrie und das Baugewerbe. Doch auch hier gibt es Unterschiede: Wer sich zum Maurer ausbilden lässt, erhält im ersten Lehrjahr 939 Euro im Monat, ein Malerlehrling nur 574. Mit den Lehrjahren steigt auch das Gehalt. Gut bezahlt sind auch Lehrlinge in der Brau- und Getränketechnik, sie bekommen 940 Euro Entschädigung im ersten Lehrjahr.

Lehrberufe, in denen die Lehrlinge deutlich weniger verdienen, sind beispielsweise Friseur/Friseurin, die im ersten Lehrjahr mit 470 Euro nur die Hälfte eines Maurerlehrlings verdienen, oder Floristen, die nur 414 Euro erhalten. Auffallend ist auch, dass die Entschädigung in jenen Lehrberufen und Branchen gering ist, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, sagt Stefan Bartl, Bundesjugendsekretär der Gewerkschaftsjugend. "Im Durchschnitt halten wir die Lehrlingsentschädigungen für zu gering, wenn man sich im Vergleich die Lebenserhaltungskosten ansieht", kritisiert Bartl. Denn nicht alle Lehrlinge fangen gleich mit 15 Jahren eine Lehre an, manche etwa erst nach der Matura oder später.

Einstiegsgehälter von Lehrabsolventen

Ähnlich wie die Lehrlingsentschädigungen verteilen sich auch die Einstiegsgehälter von Lehrabsolventen. Das zeigt der aktuelle Gehaltskompass des Arbeitsmarktservice (AMS). Wer einen Lehrabschluss aus der Baubranche in der Tasche hat, verdient als Berufseinsteiger am meisten. An der Spitze steht der Pflasterer mit 2.340 bis 2.600 Euro monatlich – ein Beruf, der auch als einer der anstrengendsten gilt. Maurer und Dachdecker verdienen im Monat zwischen 2.180 und 2.430 Euro. Im mittleren oberen Bereich verdienen beispielsweise Mechatroniker, Elektrotechniker und Kfz-Techniker zwischen 1.960 und 2.180 Euro.

Im mittleren Einkommensbereich erhalten Berufsfotografen zwischen 1.480 und 1.640 Euro, Drogisten 1.510 bis 1.680 und Einkäufer zwischen 1.600 und 1.770. Medienfachleute kommen auf 1.650 bis 1.830 und Tischler auf 1.620 bis 1.790 Euro.

Auf der untersten Gehaltsstufe der Absolventen von Lehrberufen stehen Immobilienkaufleute mit einem Monatsgehalt von 1.210 bis 1.360 Euro, auch Berufstätige in der kleidungserzeugenden Industrie wie etwa Handschuhmacher und Textilgestalter haben ein geringes Einstiegsgehalt von 1.220 bis 1.450 Euro. Kosmetiker und Fußpfleger liegen mit 1.325 bis 1.700 Euro ebenfalls eher im unteren Segment der Lehrberufe.

Neue Lehrberufe

Seit 2018 gibt es 13 neue Lehrberufe, die speziell aufgrund der neuen Anforderungen durch die Digitalisierung entstanden sind, etwa der E-Commerce-Kaufmann. Es ist anzunehmen, dass Absolventen solcher Lehrberufe künftig bessere Aussicht auf höhere Einstiegsgehälter haben als Absolventen althergebrachter Lehrberufe – da sie auf den Arbeitsmarkt zugeschnitten ausgebildet sind. Aber in nichtdigitalen Lehrberufen gibt es weiter gute Berufsaussichten. Denn heimische Betriebe, so heißt es, wollen wegen des Fachkräftemangels wieder mehr Lehrlinge aufnehmen. (Selina Thaler, 23.2.2018)