Lieber durch den Park: Sportler sollten bei ihren Trainingsrunden stark befahrene Straßen meiden.

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Wer regelmäßig spazieren geht, joggt oder mit dem Rad fährt, um sich fit zu halten, sollte auf der Trainingsroute stark befahrene Straßen meiden. Ein Londoner Forschungsteam fand nun heraus, dass geringgradige körperliche Aktivität in der Nähe stark befahrener Straßen die positive Wirkung der Bewegung auf Atemwege und Symptome von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zunichtemacht. Das gilt vor allem für Menschen, die bereits mit einer Herz- oder Lungenerkrankung vorbelastet sind.

Im Rahmen der Studie unternahmen 120 Männer und Frauen im Abstand von drei bis acht Wochen zwei zweistündige Spaziergänge in London. Einer führte Sie entlang der stark befahrenen Oxford Street, der andere durch den Hyde Park. Unter Probanden befanden sich sowohl gesunde Freiwillige als auch Patienten mit chronischen Herz- und Lungenerkrankungen.

Vor und nach den Spaziergängen untersuchten die Studienautoren Herz und Lunge der Teilnehmer. Bei allen Probanden verbesserte sich nach dem Spaziergang im Hyde Park die Lungenfunktion. Bei den kranken Teilnehmern mehrten sich Symptome wie Husten, Auswurf und Atemnot bei der Wanderung entlang der mit schlechter Luft belasteten Oxford Street.

Ungefilterte Schadstoffe

"Bei körperlicher Aktivität wird mehr und tiefer eingeatmet, sodass mehr ungefilterte Schadstoffe aufgenommen werden", erklärt Joachim Heinrich von der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Diese Schadstoffbelastung kann die positiven Effekte der körperlichen Aktivität wieder zunichtemachen."

Wie schädlich Abgase für die Gesundheit sind, hat die European Study of Cohorts for Air Pollution Effects (ESCAPE) untersucht. Mehrere Forschungsteams analysieren dabei Daten aus 22 europäischen Kohorten. Bei gesunden Probanden, die einer erhöhten Konzentration von PM10-Feinstaub-Partikeln ausgesetzt waren, ergab die Auswertung nach fast 13 Jah-ren Beobachtungszeit ein um 22 Prozent erhöhtes Lungenkrebs-Risiko.

Weitere Untersuchungen dieses Konsortiums zeigen auch, dass Feinstaub und Stickoxide sich negativ auf die Lungenfunktion auswirken. "Für gesunde Menschen schätzen wir die Schadwirkung durch Abgase als nicht sehr hoch ein", sagt Heinrich. "Einige Bevölkerungsgruppen sind aber durch Luftschadstoffe besonders gefährdet. Dazu gehören Kleinkinder und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, COPD, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die besonders geschützt werden müssen."

Luftqualität verbessern

Im Vergleich zu Stickoxiden und Ozon halten Experten Feinstaub für den gefährlicheren Luftschadstoff. Die Ergebnisse der ESCAPE-Studie erhärten den Verdacht, dass die Partikel auch unterhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte gesundheitsschädlich sind.

"Niemand kann sich der Belastung durch Luftverschmutzung vollständig entziehen", betont Heinrich. "Deshalb müssen Städte und Gemeinden Maßnahmen ergreifen, die die Luftqualität in Ballungsräumen verbessern." Einzelpersonen können sich schützen, indem sie stark befahrene Straßen meiden. Freizeitsportler sollten bevorzugt abseits des Straßenverkehrs trainieren. (red, 21.2.2018)