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Konzernzentrale in Mountain View.

Foto: AP Photo/Marcio Jose Sanchez

Wien – Der Werbeblocker im Google-Browser Chrome könnte das wichtigste Onlinewerbeformat in Österreich betreffen, das für rund 210 Millionen Euro Werbevolumen sorgt, erklärt der Branchenverband IAB. IAB-Präsident André Eckert warnt vor weitreichenden, für Publisher potenziell existenzbedrohenden Folgen für den Browser. Ein Google-Manager beschwichtigte diese Woche bei einer Veranstaltung des IAB.

"Dass Google seit letzter Woche sogenannte ‚Unfriendly Ads’ über den eigenen Chrome-Browser blockiert, kann weitreichende Folgen für Publisher, Vermarkter, Kunden und Agenturen haben.", erklärt IAB-Präsident Eckert: "Es kann für Publisher existenzbedrohend sein, wenn Google die Sitebar über den Chrome-Browser blocken würde. Dies zeugt von mangelnder Sensibilität für nationale Märkte und klarem finanziellen Eigeninteresse zu Lasten heimischer und europäischer Publisher. Diese Ausnutzung der Marktmacht kann nicht im Sinne der europäischen Politik sein, weil sie Qualitätsjournalismus und unabhängige Medien gefährdet. Es gibt massiven Kommunikations- und Handlungsbedarf."

Google hat am 15. Februar den Werbeblocker in Chrome aktiviert. Im Branchenverband "Coalition for Better Ads" wurden aufdringliche und störende Werbeformate definiert. Wer nicht Mitglied der Coalition ist und solche Werbeformate weiterverwendet, auf dessen Seite blockiert Chrome nach einer Testphase Werbung auf dieser Seite komplett. Laut Österrreichischer Webanalyse ist Chrome mit 44,2 Prozent der meistgenutzte Browser.

Sorge um Sitebar

Die in Österreich stark genutzte Sitebar, die vom iab austria als Standard klassifiziert wurde, wird unter den Coalition-Richtlinien als Large Sticky Ad eingestuft und würde dementsprechend in Googles Chrome-Browser nicht mehr ausgespielt werden, schreibt der IAB.

Sitebar-Werbung ist laut IAB das relevanteste Digital-Werbemittel in Österreich, laut Werbeformenstudie OVK machte sie 2016 23 Prozent aller Ad Impressions und mehr als 210 Millionen Euro Werbevolumen aus, fast ein drittel des gesamten Onlinewerbevolumens.

"Weder Google noch die 'Coalition' haben eine klare Aussage getätigt, ob die iab standardisierte Sitebar als Large Sticky Ad und somit intrusive Werbeform eingestuft wird, obwohl die Sitebar alle ‚Better Ads Standards’ erfüllt", lässt IAB-Austria-Geschäftsführer Stephan Kreissler verlauten. Er fordert "eindeutige Richtlinien".

Google-Manager Jan Hardrat erklärt dazu laut IAB: "Vonseiten des Ad Experience Reports wird die Sitebar zunächst nicht als 'Desktop Large Sticky-Ad' eingestuft und führt daher typischerweise nicht zu Chrome Filtering. In einer ersten Prüfung konnte ich in den Systemen keine Warnung für eine österreichische Seite finden, die aufgrund des Sitebar-Formats geblockt würde. Eine finale Spezifizierung des Standards bezüglich der Sitebar obliegt jedoch der ‚Coalition’. Falls in Zukunft die Standards näher spezifiziert werden, wird das Ad Experience Report Review Team den Kriterien der ‚Better Ads Standards’ folgen." (red, 22.2.2018)