Vergänglichkeit, Intimität und Sexualität sind die Themen, die Friedl Kubelka ("Selbstportrait mit Totenkopf, ‚27.03.1997‘", 1997) und ...


Foto: Galerie Raum mit Licht

... Heidi Harsieber ("Harmonie du soir", 1982) in ihren Bildern umkreisen.

Foto: Galerie Raum mit Licht

Eine eigentümliche Ambivalenz wohnt aller Fotografie inne: Wenn sie ihren Gegenstand zum Bild einfriert, so verheißt sie ihm einerseits ein Stück Unsterblichkeit – und raubt ihm andererseits, zumindest in gewisser Weise, das Leben.

Es ist dies eine Paradoxie, die Theoretiker des Mediums ebenso wie Künstler aller Generationen beschäftigt hat. Und so auch die österreichische Fotografin Friedl Kubelka (geb. 1946), die 1987 gar ein Bild mit dem Titel Ich als Tod schuf. Darauf gibt die Künstlerin mit Totenkopfmaske den Gevatter Tod, der hier nicht die Sense schwingt, sondern offenbar die Großformatkamera als todbringendes Werkzeug nutzt.

Zu sehen ist das Bild aktuell in der Wiener Galerie Raum mit Licht. Konzipiert als Duett mit Arbeiten Kubelkas und ihrer langjährigen Wegbegleiterin Heidi Harsieber (geb. 1949), soll die Ausstellung den "künstlerischen Diskurs" dieser Künstlerinnen beleuchten. Nachdem sich die beiden Ende der 1960er-Jahre an der Wiener Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt kennengelernt hatten, entspann sich ein reger Austausch. Verbunden sahen sich Harsieber und Kubelka nicht zuletzt darin, dass sie beide als gewerbliche Fotografinnen tätig waren, jedoch danach strebten, auch als künstlerische Fotografinnen annerkannt zu werden.

Zweifel am Einzelbild

Das Thema Vergänglichkeit eignete sich zur Abgrenzung vom Kommerziellen wohl auch deshalb, weil dort, etwa in der Modefotografie, einzigartige Momente festgehalten wurden. Harsieber und Kubelka lenkten den Blick dagegen auf das Flüchtige.

So fertigte Kubelka in Vorwegnahme ihrer berühmten Langzeitporträts (darunter das Tausendteilige Porträt von 1985) etwa 1976 ein Tagesporträt Heidi Harsieber an. Viertelstündlich schoss sie dafür ein Foto von ihrer Freundin, beim Aufstehen, im Kaffeehaus, im Arbeitszimmer, beim Schlafengehen.

Harsieber dokumentierte indessen ein geselliges Beisammensein 1973 oder eine Begegnung mit Meret Oppenheim 1979 – ebenfalls in vielen einzelnen Bildern statt in einem einzigen. Diesem Kunstgriff zugrunde lag die Skepsis daran, dass ein Einzelbild einer Person gerecht werden könne – derselbe Zweifel, der Kubelka später auch zur Filmkunst brachte.

In Kombination mit einschlägigen, stimmungsvollen Vanitas-Bildern – von Harsieber ist ein Röntgen-Selbstporträt (2004) zu sehen – entfaltet sich in der Schau eine ansehnliche Bildwelt rund um existenzielle Themen, worin schließlich auch die Erotik nicht fehlt. Die langzeitbelichtete Aktserie Hôtel des Arts Paris (2002) von Harsieber oder gesichtslose Pin Ups (1971/72) Kubelkas nehmen dabei konzeptuell eine spannende Gegenposition ein: Während ansonsten häufig Einzelpersonen und deren Psychologie im Vordergrund stehen, ist es hier verstärkt die nackte, ganz "allgemeine" Körperlichkeit. (Roman Gerold, Album, 25.2.2018)