Mark Adams ist seit 2009 IOC-Direktor für Kommunikation.

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Doch den Politik- und Ökonomie-Studenten zog es letztlich nicht in die brodelnde Kunstszene, sondern in den Journalismus. Er lernte bei der BBC, Abteilung Radio, und bei den Independent Television News (ITN). Dort war er als Redakteur für die Abendnachrichten und für die Sportberichterstattung am Wochenende zuständig. 1996 wurde er Programmdirektor und übernahm die Aufgabe, mit den Channel-5-News speziell ein junges Publikum anzusprechen, ehe er beim TV-Sender Euronews in Lyon als Redaktionsleiter für 250 Mitarbeiter verantwortlich war.

Als er den Job des Kommunikationsdirektors beim Weltwirtschaftsforum in Davos übernahm, wechselte Mark Adams quasi auf die andere Seite. Und dort blieb er, als er 2009 vom IOC angeheuert wurde. Bei seinem Antritt sagte er: "Es gibt nur eine Handvoll Weltklasseorganisationen mit wirklich globalem Einfluss. Das IOC ist eine davon."

Sein journalistisches Wissen nutzt Mark Adams mittlerweile gegen seine alten Berufskollegen. Als IOC-Kommunikationsdirektor hat er eine Kunst perfektioniert: die des Nichtssagens.

In Pyeongchang ist Adams täglich ab Punkt elf Uhr im Raum Gangwon des internationalen Pressezentrums bei seiner Hauptaufgabe zu bestaunen, dem Verschleiern und Schönfärben jeglicher Unzulänglichkeiten und Dreistigkeiten seines Arbeitgebers. Geht es beim "Daily Briefing" des IOC um vergleichsweise unkritische Themen, parliert der smarte Brite gerne und breit in schönstem Oxford-Englisch. In seine Statements arbeitet er dabei stets ein paar Konjunktive ein, die ihm und seiner Organisation Rückzugsmöglichkeiten lassen.

Doch wenn es heikel wird für das IOC, und das ist es in Tagen der russischen Staatsdopingcausa fortwährend, beginnt die Show erst so richtig. Dann kommt eine andere Gabe Adams' zum Tragen: die des stumpfen Beharrens. Selbst wenn bohrende Nachfragen auf ihn einprasseln, bleibt seine Botschaft, abgestimmt mit den obersten Bossen um IOC-Präsident Thomas Bach, im Kern immer dieselbe. Details oder Zusatzinformationen gibt er niemals preis, stattdessen wiederholt er glattgebügelten Politparolen bis zur Selbstverleugnung, und sei es noch so peinlich.

Immerhin: Adams vollführt den Eiertanz immer mit Haltung. Der erste IOC-Beauftragte für Desinformation ist ein britischer Gentleman, der den wilden Hacienda-Klub ganz weit hinter sich gelassen hat. (fri, sid, 23.2.2018)