Damaskus – Trotz der am Samstag verabschiedeten UNO-Resolution für eine unverzügliche Waffenruhe in Syrien haben die Regierungstruppen nach Angaben von Aktivisten die Rebellenhochburg Ost-Ghouta am Sonntag erneut bombardiert. Allerdings fiel es der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte weniger heftig aus als in den vergangenen sieben Tagen. Die Luftwaffe habe in der Früh zwei Angriffe auf das Gebiet am Rande der Hauptstadt Damaskus geflogen, teilte diese mit.

Berichte über Raketen- und Artilleriebeschuss

Die Angriffe trafen demnach Randbezirke von Duma, der größten Stadt in Ost-Ghouta. Der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, berichtete zudem von Raketen- und Artilleriebeschuss auf mindestens drei Ziele in Ost-Ghouta, insbesondere in Duma. Augenzeugen in Duma konnte die Luftangriffe und den Artilleriebeschuss hören.

Ein Vertreter der Rebellengruppe Jaish al-Islam berichtete im Kurzbotschaftendienst Twitter über Luftangriffe auf Shifuniya am Rande von Duma und "versuchte Angriffe" der Regierungstruppen, welche die Rebellen abgewehrt hätten.

Rahman berichtete von Zusammenstößen zwischen den Regierungstruppen und Jaish-al-Islam-Kämpfern im Süden von Ost-Ghouta. In der Gegend kommt es allerdings regelmäßig zu Kampfhandlungen, weshalb zunächst unklar war, ob die jüngsten Auseinandersetzungen eine Veränderung der Lage am Boden darstellten.

UNO-Sicherheitsrat beschließt einmonatige Waffenruhe

Nach tagelangen zähen Verhandlungen hatte der UNO-Sicherheitsrat am Samstag eine Resolution für eine einmonatige Waffenruhe in Syrien verabschiedet. Das Gremium stimmte nach mehrfachen Verschiebungen wegen russischer Einwände einstimmig für eine baldige Feuerpause zur Ermöglichung von Hilfslieferungen sowie für ein Ende der Belagerung von Ost-Ghouta und anderer Gebiete.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres mahnte eine "unverzügliche" und "dauerhafte" Umsetzung der Waffenruhe ein. Er erinnerte alle Konfliktparteien an ihre "absolute Verpflichtung", Zivilisten zu schützen.

Ost-Ghouta steht seit einer Woche unter massivem Beschuss der Regierungstruppen. Seither wurden nach Angaben der oppositionsnahen Beobachtungsstelle bereits mehr als 500 Zivilisten getötet, darunter mehr als hundert Kinder. Knapp 400.000 Menschen sind in dem Gebiet eingeschlossen. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Angaben von einem Netzwerk aus Informanten in Syrien, ihre Angaben können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.

Türkei fliegt Luftangriffe gegen PKK im Irak

Die türkische Armee flog indes Luftangriffe gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK im Nordirak. Die Luftwaffe habe am Vortag Verstecke und Munitionslager der PKK in der Region Zap bombardiert, teilten die türkischen Streitkräfte am Sonntag mit. Seit 20. Jänner führt die Türkei auch eine Offensive in Nordwestsyrien gegen die Kurdenmiliz YPG, die Ankara als syrischen Ableger der PKK sieht. Nach Angaben des türkischen Militärs starb am Samstag ein weiterer Soldat bei dem Einsatz. Seit dem Beginn der Offensive wurden damit 33 türkische Soldaten getötet. Die UNO-Resolution zum Waffenstillstand in Syrien hatte die Türkei Samstagnacht zwar begrüßt, aber zugleich angekündigt, weiter gegen "terroristische Organisationen" zu kämpfen, die Syriens territoriale Integrität bedrohten. (APA, 25.2.2018)