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Schottland kostet nach langer Zeit wieder das süße Aroma eines Sieges über England.

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Zum ungewöhnlichen Geschehen an Dublins Lansdowne Road trug auch Jonny Sexton (Mitte) bei. Eigentlich ist Irlands Nummer zehn für strategische Ballverteilung zuständig, diesmal schmiss er sich immer wieder mit Gusto der physischen Auseinandersetzung in die Arme – wie hier mit dem gewichtigen walisischen Lock Cory Hill.

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Edinburgh – Der dritte Spieltag bei den Six Nations erwies sich als einschneidender. Schottlands Rugby-Nationalteam bezwang England am Samstag in Edinburgh mit 25:13 und fügte dem Titelverteidiger damit die erste Niederlage der heurigen Ausgabe des Turniers zu. Damit in der Pole Position: Irland, das sich gegen Wales 37:27 durchsetzte.

Die Schotten wurden auf heimischem Grund den Vorschusslorbeeren gerecht, wirbelten gegen den Lieblingsfeind wie europäische All Blacks. Zehn Jahre ist es her, seit man die Engländer zuletzt schlagen konnte. Noch länger zurück liegt der letzte Try in dieser Begegnung vor eigenem Publikum – er hatte sich 2004 begeben und damit bereits antiquarischen Charakter angenommen.

Diesmal hielt man zur Pause bereits bei deren drei. Der aus einer bereits jetzt legendären Equipe noch herausragende Huw Jones zeichnete für zwei verantwortlich (14., 37). Sean Maitlands Querung (30.) sorgte für einen Vorsprung von 16 Punkten zum Pausentee. Die Engländer schienen von Schottlands Wirbel überwältigt und waren in den ersten 40 Minuten auf Schadensbegrenzung zurückgeworfen. Die überwiegende Mehrheit der 67.144 Zuschauer nahm diese Tatsache mit an Euphorie grenzendem Wohlwollen zur Kenntnis.

Nach der Pause riss sich der Weltranglisten-Zweite zusammen und gestaltete das Geschehen ausgeglichener. Ein Versuch Owen Farrells kurz nach Wiederbeginn (43.) schien eine Wende anzudeuten, ehe eine Gelbe Karte gegen Sam Underhill ein mögliches Comeback endgültig untergrub. Die Schotten wussen die letzten 35 Minuten clever ablaufen zu lassen, England-Coach Eddie Jones hatte die erst zweite Niederlage seiner Amtszeit zur Kenntnis zu nehmen. Immerhin durfte der fair gratulierende Australier registrieren, dass sein Team kämpfend unterging.

Highlights aus Murrayfield.
Six Nations Rugby

Stolz

Sein Gegenüber Gregor Townsend dagegen, konnte uneingeschränkt positiv bilanzieren: "Ein großartiges Gefühl. Wir wussen, wie wichtig diese Woche sein würde und wieviel dieses Match für unsere Anhänger bedeutet. Die Spieler waren mit Stolz bei der Sache."

Townsend lobte die Eindringlichkeit, mit der sein Team die erste Halbzeit gestaltete, dabei aber die Akkuratesse nie verlor. "Wir hatten das Gefühl, dass wir in der Lage sind, Möglichkeitsräume zu schaffen. Es war sehr befriedigend zu sehen, wie wir unsere Chancen dann wahrgenommen haben", sagte er.

In der Tabelle liegt nun Irland in Führung, das gegen Wales einen Sieg mit Bonuspunkt anschrieb. Die Grünen halten bei 14 Zählern, England folgt mit neun. Und auch Schottland (8) ist zurück im Rennen um den Titel. Die nächste Runde sieht das Treffen von Iren und Schotten, England reist nach Frankreich.

Dublin sah ein eigenartiges Match. Die Gastgeber waren zwar über weite Strecken das deutlich bessere Team, lagen jedoch bis zur letzten Aktion der ersten Halbzeit zurück. Acht Punkte betrug die Differenz zwischenzeitlich, ehe Bundee Aki mit seinem Versuch auf 15:13 stellte (40.).

Iren finden trockenes Tuch nicht

In der Folge schien alles auf einen Kantersieg hinzudeuten. Schonunglos aggressiv legte das Team von Joe Schmidt nach, Cian Healy und Dan Leavy scorten kurz nach Wiederbeginn. Doch bei aller Dominanz ließ man die Waliser doch leben. Die Gäste konnten nur ganz sporadisch ihre Kreativität ausleben, zeigten sich dann aber durchaus effektiv. Aaron Shingler und Steff Evans brachten ihr Team heran und sorgten für eine – aus irischer Sicht völlig unnötig – spannende Schlussphase.

Nur noch drei Punkte fehlten dien Walisern, die ihre Stärken viel zu selten in die Waagschale warfen. Mit einer Ballbesitzquote von nur 31 Prozent fällte es allerdings auch schwer, das eigene Potenzial auch zu entfalten. Als man im Finish alles riskieren musste, fing Jacob Stockdale einen Pass ab und entschied die Sache endgültig (80.). Die Aussichten auf den ersten Titel seit 2015 stehen für Irland nun alles andere als schlecht. Das Gastspiel in England am St. Patricks Day (17.3.) könnte sich zum Showdown mausern.

Bereits am Freitag kam Frankreich zu einem ersten Erfolgserlebnis. Das 34:17 gegen Schlusslicht Italien war jedoch alles andere als ein Ruhmesblatt. Die Partie in Marseille wurde in erster Linie von Fehlern auf beiden Seiten geprägt. (Michael Robausch, 25.2. 2018)