Bratislava – Die Uefa hat den Aufnahmeantrag von Jersey als Mitglied des Europäischen Fußball-Kontinentalverbandes mit großer Mehrheit abgelehnt. Zuvor hatte der Präsident des Fußball-Verbandes der Kanalinsel, Phil Austin, vor den Delegierten des 42. Uefa-Kongresses in Bratislava für eine Aufnahme geworben. Er hatte fünf Minuten Redezeit.

Jersey, wie auch die anderen Kanalinseln ein Überbleibsel des Herzogtums Normandie, ist weder ein Teil des Vereinigten Königreiches noch eine Kronkolonie, sondern direkt der britischen Krone unterstellt. Für Verteidigung und außenpolitische Belange ist die britische Regierung verantwortlich.

Die Inselgruppe liegt 25 Kilometer vor der französischen Küste im Ärmelkanal, ist nicht Teil der Europäischen Union und hat rund 100.000 Einwohner. 2200 davon spielen in organisierter Form in 13 Klubs Fußball. Das jährliche Kräftemessen mit dem insularen Nachbarn Guernsey um die Muratti Vase ist eines der ganz wenigen ernsthaften Matches für die Auswahl Jerseys. Der Fußball muss sich gegen Cricket behaupten, den beliebtesten Sport des Gebiets. Auch deshalb wäre eine Uefa-Mitgliedschaft für eine gedeihliche Zukunft des Kicks eine wichtige Sache.

Präsident Austin argumentierte letztlich vergeblich mit dem Beispiel Gibraltars, das der Uefa seit 2013 angehört und ebenfalls kein eigenständiger Staat ist. Zugleich verwies Austin auf die Beispiele der vier britischen Verbände, für die in den Uefa-Statuten eine Ausnahmeregelung geschaffen wurde, damit England, Wales, Schottland und Nordirland souveräne Mitglieder sein können. "Wieso kann diese Regelung nicht auch für uns gelten?", fragte Austin.

Lex Gibraltar

Die Antwort findet sich in den nach dem Antrag Gibraltars 2007 angepassten Statuten der Uefa. In Artikel fünf heißt es dort nun: "Mitglieder der Uefa können europäische Verbände werden, die in einem Land, das ein von der UNO anerkannter, unabhängiger Staat ist, ihren Sitz haben und die im Gebiet ihres Landes für die Organisation und Durchführung des Fußballsports verantwortlich sind." Gibraltar wurde nach langem Hin und Her erst 2013 die Mitgliedschaft zuerkannt.

Der Internationale Sport-Gerichtshof (CAS) hatte im September 2017 den Uefa-Kongress aufgefordert, eine Abstimmung in der Sache Jersey vorzunehmen, gleichzeitig allerdings darauf hingewiesen, dass Jersey die Aufnahmekriterien nicht erfülle. 49 von 55 Delegierten folgten der Aufforderung von Uefa-Chef Aleksander Ceferin, den Antrag abzulehnen. Die Färöer Inseln enthielten sich. Seit der Aufnahme des Kosovo hat die Uefa 55 Mitglieder. (red, 26.2. 2018)