Bild nicht mehr verfügbar.

Vor dem Gericht in Prag demonstrierten am Dienstag Anhänger Muslims für seine Freilassung.

Foto: Reuters/DAVID W CERNY

Prag – Ein tschechisches Gericht urteilte am Dienstag, dass der syrische Kurdenpolitiker Saleh Muslim aus der Haft entlassen und nicht in die Türkei ausgeliefert wird. Das gab sein Anwalt Miroslav Krutina am Dienstag bekannt. Muslim habe zugesichert, mit Blick auf das Auslieferungsgesuch der Türkei mit den Behörden zusammenarbeiten.

Der Kurdenpolitiker war am Samstag aufgrund eines türkischen Fahndungsaufrufs bei Interpol festgenommen worden. Ankara wirft dem früheren Ko-Vorsitzenden der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD) in Syrien vor, eine "Terrororganisation" zu leiten und "in Terrortaten gegen die Türkei verwickelt" zu sein.

Muslim selbst gab am Dienstagnachmittag bekannt, dass er von dem Haftgesuch gewusst habe, ihn aber nicht ernst genommen habe. Die Vorwürfe gegen ihn seien falsch.

Die Türkei hat den Entscheid des tschechischen Gerichts scharf verurteilt. Das Urteil sei politisch motiviert und eine "klare Unterstützung von Terror", sagte ein Sprecher der türkischen Regierung am Dienstag. Er widerspreche internationalem Recht und werde sich negativ auf die türkisch-tschechischen Beziehungen auswirken.

Haftbefehl in Türkei seit November

Das Land betrachtet die PYD als syrischen Zweig der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und sieht beide als Terrororganisationen. Seit November 2016 liegt in der Türkei ein Haftbefehl gegen Muslim vor. Als Grund wird seine angebliche Verwicklung in einen Anschlag angeführt, bei dem im Februar 2016 in Ankara 29 Menschen getötet wurden. Muslim bestreitet die Vorwürfe.

Die PYD ist der politische Arm der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die von der Türkei seit Wochen in der nordsyrischen Region Afrin bekämpft wird. (APA, 27.2.2018)