Werner Welzig, Sprach- und Literaturwissenschafter und Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften von 1991 bis 2003, verstarb im Alter von 82 Jahren.

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Wien – Von 1991 bis 2003 leitete Werner Welzig mit der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung des Landes. In dieser Zeit prägte der wortgewaltige Literaturwissenschafter die heimische Forschungslandschaft mit der Gründung von ÖAW-Instituten, die heute zu den besten des Landes zählen. Am Montag ist Welzig 82-jährig in Brunn am Gebirge verstorben.

Welzig wurde am 13. August 1935 in Wien geboren und wuchs in Bad Aussee und Gmunden auf. Mitschüler aus Gmunden, wo er die Matura mit Auszeichnung bestand, erinnerten sich an sein ehrgeiziges Ziel, das Latein-Wörterbuch "Stowasser" auswendig lernen zu wollen. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte in Wien und Paris und einer Gastprofessur an der University of Southern California wurde er 1968 zum ordentlichen Professor für neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Wien berufen.

Grundlegende Erneuerung

Von der ÖAW wurde Welzig 1972 zum korrespondierenden und ein Jahr später zum wirklichen Mitglied gewählt. Während seiner achtjährigen Tätigkeit als Generalsekretär (1983-1991) und später als ÖAW-Präsident hat er die traditionsreiche Gelehrtengesellschaft entscheidend erneuert: So wurde die Zahl der Kommissionen verringert, deren Arbeit gestrafft und besser koordiniert sowie alle Institute evaluiert. Als Ergebnis dieser Überprüfung wurden auch einige Einrichtungen geschlossen und ein mittelfristiges ÖAW-Forschungsprogramm ausgearbeitet.

Welzig war aber auch ein visionärer Forschungsmanager: Unter seiner Ägide wurden ÖAW-Flaggschiffe wie das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA), das Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) und das Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI) gegründet und das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) in Wien und Innsbruck auf den Weg gebracht. "Seine wissenschaftspolitischen Initiativen haben Eckpfeiler gesetzt, seine Gründungen von ÖAW-Instituten waren visionär", erklärte der amtierende ÖAW-Präsident Anton Zeilinger. Gescheitert war Welzig hingegen mit seiner Idee einer "Galerie der Forschung", einem Ort der Begegnung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Ein begnadeter Redner

Durch seine programmatische Auseinandersetzung mit der Forschungs- und Gesellschaftspolitik Österreichs bei der jährlichen feierlichen Sitzung der ÖAW gelang es dem begnadeten Redner Welzig in seiner Amtszeit, diese Veranstaltung zu einem auch öffentlich beachteten Ereignis zu machen. Nach vier Amtsperioden zog er sich 2003 von der ÖAW-Spitze zurück.

Als Hochschullehrer hat er Generationen von Germanisten ausgebildet und geprägt. So hat Welzig in seinen Lehrveranstaltungen schon in den 1960er-Jahren Werke von Thomas Bernhard und Peter Handke analysiert. In der Forschung hat sich Welzig durch die Herausgabe einer zweisprachigen Ausgabe "Ausgewählte Schriften" des Erasmus von Rotterdam, einer Briefauswahl Adalbert Stifters sowie durch die Erstveröffentlichung von Arthur Schnitzlers Tagebuch internationale Anerkennung erworben. Seine Forschungen über Predigten, eine seiner Meinung nach völlig zu Unrecht vernachlässigte Textsorte, haben nicht nur Abraham a Santa Clara der heutigen Zeit erschlossen, sondern als "Jahrhundertwerk zur deutschsprachigen Predigt der Neuzeit" auch internationale Beachtung hervorgerufen.

Besondere Anerkennung erfuhr das 1999 von ihm herausgegebene "Wörterbuch der Redensarten" zu der von Karl Kraus 1899 bis 1936 herausgegebenen Zeitschrift "Die Fackel". Ergänzt hat er es später durch ein dreiteiliges "Schimpfwörterbuch" zur "Fackel".

Für seine Leistungen wurde Welzig mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. Er erhielt den Ehrenring der Stadt Wien und das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und war Mitglied mehrerer Wissenschaftsakademien. (APA, 27.2.2018)