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Taliban-Kämpfer (Archivbild)

Foto: REUTERS/Sayed Salahuddin

Kabul – Zum Auftakt einer Friedenskonferenz in der afghanischen Hauptstadt Kabul hat Präsident Ashraf Ghani den radikalislamischen Taliban eine Waffenruhe sowie weitreichende Zugeständnisse angeboten. Falls die Taliban sich auf einen Friedensprozess einließen, sollten sie auch als politische Gruppe anerkannt werden, sagte Ghani am Mittwoch in Kabul. Die Radikalislamisten waren zu der Konferenz nicht eingeladen worden.

Außerdem könne auf Wunsch die Verfassung überarbeitet werden. Ghani bot den Taliban zudem afghanische Pässe an, ein Büro in Kabul, die Entlassung von Gefangenen und die Streichung von Sanktionen. Der Präsident bestand aber darauf, dass Wahlen abgehalten werden. Er forderte die Taliban außerdem auf, die afghanische Regierung anzuerkennen.

Bisher hat Ghani die Taliban stets als Terroristen und Rebellen bezeichnet. Die Taliban lehnen bis dato direkte Verhandlungen mit der afghanischen Regierung ab, die sie ein Marionettenregime nennen.

Taliban stellen Bedingungen

In einer am Abend auf einer Taliban-Webseite eröffentlichten Stellungnahme hieß es, es gebe keinen Zweifel, dass Ghani eine "ausgezeichnete Rede" voller neuer Angebote gehalten habe. Es sei eine friedensorientierte Rede gewesen. Sie habe aber einen wichtigen Punkt vermissen lassen: "Es ist klar, dass der Hauptgrund für den Krieg in Afghanistan die Präsenz ausländischer Truppen ist", heißt es in der Erklärung. Dazu habe Ghani aber kein Wort gesagt. Die Taliban hätten immer gesagt, dass es Friedensgespräche nicht geben könne, solange ausländische Truppen im Land seien.

Die Taliban kontrollieren einen Teil des Landes und verüben immer wieder Anschläge. Zuletzt mehrten sich aber die Signale auf beiden Seiten, die auf eine größere Dialogbereitschaft hindeuteten.

Ashraf Ghani: "Akzeptiert den Frieden!"

In seiner Auftaktrede sagte Ghani: "Anführer der Taliban und alle Mitglieder, die Entscheidung ist in euren Händen. Akzeptiert den Frieden! Kommt an den Verhandlungstisch, und lasst uns dieses Land gemeinsam aufbauen." Er bot auch Pakistan, dem Afghanistan und die USA vorwerfen, die Taliban zu unterstützen, einen Neustart in den Beziehungen an.

Für die eintägige Konferenz im Rahmen des sogenannten Kabul-Prozesses waren unter schweren Sicherheitsvorkehrungen in Kabul Vertreter aus 26 Ländern sowie von drei internationalen Organisationen zusammengekommen. Sie wollten darüber beraten, wie die afghanische Regierung mit den Taliban Frieden schließen könnte.

Die Taliban kontrollieren oder beeinflussen nach offiziellen Angaben derzeit wieder mindestens 13 Prozent des Landes. Weitere 30 Prozent des Landes sind umkämpft. (APA, 28.2.2018)