Linz – Ein gefährliches Souvenir aus Indien hat in Oberösterreich fast einen Umweltskandal ausgelöst und eine Frau in medizinische Behandlung gebracht: Eine Creme und ein "Wellness"-Pulver enthielten hohe Dosen Quecksilber, berichtete Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) am Mittwoch. Eine Hochrechnung seiner Experten ergab, dass vier Kilo des giftigen Stoffs in die Kanalisation gelangt sind.

Bei einer Routineuntersuchung des Klärschlammes des Reinhalteverbandes Attersee im Juli wurde Quecksilber gemessen. Die Konzentration betrug neun Milligramm pro Kilo, der Grenzwert liegt bei sieben mg/kg. In kriminalistischer Kleinarbeit hat die Umweltbehörde die Spur zurückverfolgt. Zu ihrer Überraschung führte sie weder zu einem Industrie- oder Gewerbebetrieb noch zu einer Zahnarztpraxis, sondern zu einem Privathaus, 17 Kilometer von der Kläranlage entfernt.

Frau ist in medizinischer Behandlung

Es stellte sich heraus, dass eine Bewohnerin eine Hautcreme und Pulver für Wellness-Behandlungen, beides Mitbringsel von einem Auslandsaufenthalt, benutzt hatte. Sie hatte die Präparate von einer indischen Heilerin gekauft, bei der sie eine Kur gemacht hatte. Die Creme enthielt 32 Prozent Schwefel sowie 27 Prozent Quecksilber, das Pulver, das man mit Butter anrühren musste, 36 Prozent Quecksilber, 20 Prozent Kupfer und 3,8 Prozent Schwefel.

In dem betroffenen Haus herrschten auch deutlich erhöhte Quecksilberwerte in der Atemluft. Den Bewohnern wurde geraten, die Räume auf über 30 Grad zu heizen und häufig zu lüften. Nach etwa einer Woche wurden nur mehr Hintergrundwerte gemessen. Die Frau, die die Kosmetika angewendet hat, ist in medizinischer Behandlung. Die beiden "Wellness"-Produkte wurden fachgerecht entsorgt, der Kanalstrang wird in den kommenden Wochen gereinigt. Glücklicherweise wurde der kontaminierte Klärschlamm, der an sich eine wertvolle Nährstoffquelle darstellt, nicht auf Ackerflächen ausgebracht.

Experten: "Wundermittel" sind kritisch zu sehen

Experten raten, bei Heilkuren und Gesundheits- bzw. Wellness-Einrichtungen im Ausland auf entsprechende landesspezifische Zertifizierungen zu achten, über die man sich im Vorfeld informieren sollte. Auch bei Nahrungsergänzungsmitteln – etwa aus dem Internet – soll man laut Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) Vorsicht walten lassen: Sei ein Produkt nicht auf Deutsch gekennzeichnet oder werde als "Wundermittel" beworben, ist eine kritische Prüfung angeraten. Im Zweifelsfall kann man zum Beispiel einen Arzt oder Apotheker fragen. Anschober fasste in einer Pressekonferenz zusammen: "Also auch beim Urlaub im Ausland so handeln, wie dies im Inland angebracht ist."

Wie hoch das Risiko ist, zeigt auch ein Fall, der vor einigen Jahren die Ärzte des Linzer Krankenhauses der Elisabethinen (heute Ordensklinikum) vor Rätsel gestellt hat: Ein Patient litt unter einer unerklärlichen Blutarmut. Wie sich schließlich herausstellte, hatte er von Aufenthalten in Sri Lanka Ayurveda-Präparate – Pulver, Kügelchen, eine Paste und einen Sirup – mitgebracht und in Tees aufgelöst eingenommen. Bei einer Laboruntersuchung wurden darin Blei und Quecksilber gefunden. (APA, 28.2.2018)