Innsbruck – Zum offenen Brief von Claudia Rosenberger, die mit Vorwürfen gegen die Festspiele Erl auffällig geworden ist und für Mitte Mai eine Pressekonferenz angekündigt hat, verweisen die Festspiele auf eine Neuheit. "Die erwähnte, mich betreffende Angelegenheit hat mit Herrn Dr. Kuhn nichts zu tun", heißt es nun in der Ergänzung von Rosenberger.

Der Blogger Markus Wilhelm, der Gerüchte zu Erl und dessen Leiter Gustav Kuhn veröffentlicht hatte, vermutet gar, dass "die Frau, die den Brief geschrieben hat, der von Kulturlandesrätin Frau Palfrader an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurde, real nicht existieren" dürfte.

Haselsteiner ortet Verleumdungskampagne

Mit scharfen Worten hat Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner am Mittwochabend auf die Vorwürfe reagiert. Die Anschuldigungen seien eine "Schweinerei erster Ordnung", sagte Haselsteiner der APA. "Wir sind offensichtlich Opfer einer Verleumdungskampagne", zeigte sich der Industrielle erbost.

Der ehemalige Liberales-Forum-Politiker und Unterstützer der Neos ortet politische Motive Wilhelms, auf dessen Homepage die Vorwürfe veröffentlicht worden waren. Die "politische Stoßrichtung" sei offenbar gewesen, die ÖVP und Landeshauptmann Günther Platter knapp vor der Tiroler Landtagswahl zu treffen. Die Festspiele hätten als "Instrument" dafür gedient.

Vorwürfe "längst erledigt"

Die Vorwürfe von angeblichem Lohn- und Sozialdumping, Lohnwucher, Scheinselbstständigkeit und dergleichen seien schon "längst erledigt", meint Haselsteiner und verweist auf entsprechende Untersuchungen durch Gebietskrankenkasse und Finanzpolizei. "Und dass wir nicht so viel zahlen können wie die Wiener Philharmoniker und auch keine Gagen bieten können, wie sie die Anna Netrebko erhält, ist auch klar. Denn dann gäbe es nämlich gar keine Festspiele Erl", argumentiert Haselsteiner, dessen Privatstiftung alleiniger Gesellschafter der Festspiele ist.

Die Anschuldigungen gegen "Maestro" Kuhn wegen Fällen angeblicher sexueller Nötigung würden sich indes alle im "anonymen Bereich" abspielen. Es gebe keine einzige nichtanonymisierte Anschuldigung gegen Kuhn. Denn jene angebliche ehemalige Erl-Musikerin, die ihm, Haselsteiner, einen offenen Brief geschrieben und die Vorstellung einer Initiative mit mehreren "Opfern von Erl" angekündigt habe, existiere gar nicht. "Das ist ein Internettroll. Diese Person gibt es gar nicht, und die hat daher auch nie in Erl gearbeitet." Haselsteiner stellt sich jedenfalls vehement hinter den "Maestro", den man "fertigmachen" wolle: "Jeder steht jetzt offenbar geifernd mit dem Messer bereit und möchte den Kuhn kastrieren."

Haselsteiner begrüßt "rasche Aufklärung"

Dass sich Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) für die sofortige Einberufung einer Sitzung des Stiftungsvorstands ausgesprochen hat, um "weitere Maßnahmen im Interesse einer raschen und vollständigen Aufklärung aller Sachverhalte zu beschließen", begrüßt Haselsteiner. Die Sitzung werde es geben. Es sei wichtig, dass man sich in dieser Situation bespreche. Man werde beraten, welche Maßnahmen man ergreifen könne. Das Land hatte zudem als Miteigentümer der Stiftung volle Einsicht in die Arbeitsverträge der Künstler gefordert. (APA, tos, 28.2.2018)