Wien – Die abnehmende Einkommensschere in Österreich ermöglicht es Frauen, mehr Geld auf die hohe Kante zu legen. Waren es im Jahr 2014 bloß 174 Euro, die sie im Durchschnitt monatlich sparen konnten, sind es heuer bereits 220 Euro. Allerdings zeigt eine Studie der Erste Bank anlässlich des nahenden Weltfrauentags am 8. März, dass Männer immer noch mehr finanzielle Luft haben, um sich etwas auf die Seite zu legen. Sie kommen auf einen monatlichen Sparbetrag von 269 Euro, das sind um 22 Prozent mehr. Dennoch kommt Karin Kiedler, Leiterin Marktforschung der Erste Bank, zu dem Fazit, dass Frauen tendenziell "immer unabhängiger werden."

Insgesamt 36.120 Euro verdienen Frauen laut Statistik Austria als Medianwert des Jahresbruttoeinkommens, Männer allerdings immer noch um 19 Prozent mehr. Diesen Unterschied führt Kiedler zum Teil auch darauf zurück, dass 48 Prozent der berufstätigen Frauen nur Teilzeitjobs ausüben. Folglich fühlen sich sieben von zehn Frauen vom Hauptverdiener Mann dahingehend abhängig, dass es ihnen alleine nicht möglich wäre, den Lebensstandard zu halten. "Es ist aber eine Tatsache, dass die meisten Frauen gerne unabhängig wären", gibt Kiedler zu bedenken. Konkret geben 79 Prozent der befragten Frauen an, dass ihnen Eigenständigkeit in Geldfragen wichtig wäre.

Sparbuch weniger attraktiv

Auffallend ist beim Anlageverhalten, dass das Sparbuch wegen der andauernden Zinsflaute unabhängig vom Geschlecht deutlich an Attraktivität verloren hat. Gaben vor vier Jahren noch 82 Prozent an, dass sie ein Sparbuch für eine interessante Anlageform halten, sind es aktuell nur noch 67 Prozent. Noch stärker ist übrigens der Rückgang bei Männern ausgefallen, sodass nun bei beiden Geschlechtern Bausparen die beliebteste Anlageform ist. Eher wenig Veränderung gab es bei Lebensversicherungen.

Deutlich zugenommen hat die Attraktivität von Immobilien, Gold sowie von Wertpapieren wie Aktien, Anleihen oder Fonds. Letztere sind allerdings bei Männern mit einer Zustimmung von 54 Prozent deutlich beliebter als bei Frauen mit 34 Prozent. "Es ist ein Fehler, mittel- und langfristig nicht in Wertpapiere zu veranlagen, um eine höhere Verzinsung zu erzielen", gibt Kiedler in diesem Zusammenhang zu bedenken.

Einen Notgroschen zu haben, ist für die Österreicher die Stärkste Motivation, etwas Geld zur Seite zu legen.
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Stärkste Antriebsfeder hinter dem Sparverhalten ist für fast drei Viertel der befragten Frauen und Männer, einen Notgroschen zu haben. Sieben von zehn sparen für eine finanzielle Absicherung im Alter und etwas mehr als die Hälfte, um größere Anschaffungen stemmen zu können. Im Gegenzug ist der Verlust von Einkommen die größte Geldsorge, wobei diese bei Frauen mit 42 Prozent stärker als bei Männern mit 36 Prozent ausgeprägt ist. Auch hohe Kreditraten, hohe unerwartete Kosten und Krankheit sorgen bei beiden Geschlechtern für Kopfzerbrechen. Unterm Strich geben 56 Prozent der Frauen an, generell von Geldsorgen geplagt zu werden.

Haussegen hängt schief

Und wie ist es um den Haussegen in Zusammenhang mit Geldfragen bestellt? "Da gibt es immer wieder Meinungsverschiedenheiten", drückt es Kiedler diplomatisch aus. Konkret fliegen in jedem fünften Haushalt regelmäßig die Fetzen, und ein knappes Drittel streitet deshalb gelegentlich. Für den Rest, also annähernd jedes zweite Paar, stellt dies generell kein Problem dar.

Wenig überraschend fallen die Träume aus, die im Fall eines unerwarteten Geldsegens erfüllt würden, nämlich bei Frauen ist es der Wunsch, Geld für Reisen, Wohnen sowie Kinder und Enkerln zu haben. Statt des Nachwuchses rückt bei Männern das Auto in die Top drei der Wunschliste auf. (Alexander Hahn, 1.3.2018)