STANDARD: Beim Wahlkampfstart wollten Sie stimmenstärkste Partei werden. Haben Sie Ihr Ziel nun den Umfragewerten angepasst?
Darmann: Natürlich ist es für die zweitstärkste Partei ein ambitioniertes, aber logisches Ziel, Stärkste zu werden. Wir haben aber im Zuge der Umfragen einen klaren Vorsprung der SPÖ ausmachen können. Was nicht heißt, dass es nicht möglich ist, dem nahezukommen.
STANDARD: Was ist denn in den letzten zwei Monaten schiefgelaufen für Sie, dass die SPÖ Sie in den Umfragen abgehängt hat?
Darmann: Fragen Sie die Grünen.
STANDARD: Die fragen wir auch. Jetzt frage ich Sie.
Darmann: Schon bei der Nationalratswahl war ersichtlich, dass viele Grüne sich zur SPÖ gerettet haben.
STANDARD: Sie könnten ja im selben Maß Stimmen von der SPÖ absaugen, aber laut Umfragen gelingt Ihnen das nicht.
Darmann: Das werden wir am Wahlsonntag sehen. Wir haben einen ambitionierten, aber sachlichen Wahlkampf geführt. Es gibt überschneidende Inhalte mit der SPÖ. Aber seit Jahren haben Rot-Schwarz-Grün alle Macht der Welt. Die SPÖ ist 2013 mit den gleichen Versprechen angetreten wie 2018.
STANDARD: Sie werfen SPÖ, ÖVP und Grünen Packelei vor. Tatsache ist, dass Sie bei 84 Prozent der Regierungsbeschlüsse mitgestimmt haben. Wie glaubwürdig ist es, sich jetzt davon zu distanzieren?
Darmann: Sehr glaubwürdig. Das waren No-na-Beschlüsse. Die Prozente, die fehlen, waren sehr wichtige Beschlüsse.
STANDARD: Ihre Bundespartei stößt mit dem Rauchverbotsrückzieher in der Bevölkerung auf Widerstand. War es ein Fehler, sich in diese Frage so zu verbeißen?
Darmann: Die Bundespartei hat sich nicht verbissen. Sie hat klargemacht, dass es nach unserem Willen schnell eine Volksabstimmung gegeben hätte. Die ÖVP hat gesagt: Die Stärkung der direkten Demokratie muss erarbeitet werden. Mein Zugang ist, so schnell wie möglich das Volk entscheiden zu lassen, damit wir das Thema vom Tisch haben.
STANDARD: Und warum will die Bundespartei das nicht?
Darmann: Sie hat klargemacht, dass es eine Vereinbarung mit dem Koalitionspartner gibt.
STANDARD: Also redet sich die FPÖ auf die ÖVP heraus und umgekehrt – das klingt nach Koalitionsarbeit alter Schule. Ist die FPÖ nicht angetreten, um es besser zu machen?
Darmann: Es gibt eine Vereinbarung, die direkte Demokratie zu stärken. Von uns aus war geplant, das schneller umzusetzen, aber da braucht es halt einen Partner.
STANDARD: Auf den vorderen Plätzen Ihrer Wahllisten zähle ich 13 Männer und nur zwei Frauen. Warum so wenige?
Darmann: Na, da müssen Sie genauer schauen, da sind noch viele andere Frauen.
STANDARD: Ja, aber nicht auf den vorderen Plätzen – und nur die haben Chancen auf ein Mandat.
Darmann: Das ist auch eine Frage der Nominierung aus den Bezirken. Mag sein, dass andere ihr Wohl in Quoten finden, ich bin kein Freund der Quote.
STANDARD: Offenbar geht es in der FPÖ nicht ohne Quote.
Darmann: Egal ob Mandl oder Weibl, es geht darum, dass du Menschen in der Politik hast mit einem Willen, etwas zu bewegen.
STANDARD: Und die Frauen wollen einfach weniger?
Darmann: Die haben vielleicht andere Schwerpunktsetzungen in ihrer Art, das Leben zu gestalten.
STANDARD: Familie und Haushalt?
Darmann: Vielleicht auch, sich mehr in ihrer Privatwirtschaft einbringen zu wollen. Nicht sieben Tage die Woche 17 Stunden pro Tag durch Kärnten zu fahren. Das muss man mit jeder Frau persönlich absprechen.
STANDARD: Also ist es ein Zufall?
Darmann: Wenn andere sich schwertun, eine Quote aufzufüllen, frage ich mich, warum das dort getan wird. Nur um da und dort einem Artikel eines Mediums auszuweichen, weil man eine Quote erfüllt hat? Ich hätte die Listenplätze acht, neun und zehn auf der Landesliste sofort mit Frauen auffüllen können, dann hätten Sie mich das jetzt nicht gefragt. Aber die wären niemals hineingekommen.
STANDARD: Sie warnten auf Facebook davor, dass Peter Kaiser Slowenisch als Amtssprache in ganz Kärnten einführen wolle. Was wäre daran denn so schlimm?
Darmann: Wir haben jetzt die rechtliche Möglichkeit, geschaffen durch SPÖ, ÖVP und Grüne, auch slowenische Bescheide zu bekommen. Jetzt hatten wir dieses Thema in Südkärnten, dass nach dem Ortstafelkompromiss viele Gemeinden nicht die Beamtenschaft hatten, um Spielwiese zu sein für jene, die sehr gut Deutsch können, aber dann sagen: So, jetzt gibt's den Kompromiss, jetzt möchte ich meinen Bescheid auf Slowenisch. Was haben die Gemeinden gemacht? Hilfe geschrien – sie haben keinen Mitarbeiter, der Slowenisch kann. Das ist mit der Formulierung (in der Landesverfassung, Anm.) nicht ausgeschlossen, dass das in ganz Kärnten stattfinden kann.
STANDARD: Sie glauben, dass massenweise Ämter gestürmt werden?
Darmann: Es könnte da und dort passieren.
STANDARD: Sollten die Ämter dort nicht ohnehin darauf achten, dass es zweisprachige Mitarbeiter gibt?
Darmann: Fragen Sie einmal die oftmals sehr national-slowenisch auftretenden Sprecher der Slowenenverbände, wieso sie immer dagegen waren, dass wir in der Region mit Italien, Slowenien und Österreich dreisprachig leben. Das wär gescheit gewesen.
STANDARD: Sollten Sie zu Regierungsverhandlungen eingeladen werden, welches Ressort reizt Sie persönlich besonders?
Darmann: Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Das sollte man mit Industrie und Forschung zusammenführen.
STANDARD: Ein solches Superreferat schwebt auch Peter Kaiser vor. Da könnten Sie sich mit ihm einig werden.
Darmann: Ist nicht auszuschließen. Aber ich verteile nicht Äpfel, bevor der Baum gesetzt wurde durch die Wählerinnen und Wähler. Die Einladung wird von Peter Kaiser ausgehen, dann schauen wir, welche Übereinstimmungen es gibt. (Maria Sterkl, 1.3.2018)