Die Grünen hatten die Wahl zwischen Idealismus und Pragmatik, und sie entschieden sich für die Pragmatik: Die Partei wird die niederösterreichische Landtagswahl nicht anfechten und so vermeiden, bei einer Wahlwiederholung den edlen Tod zu sterben. Über Jahrzehnte hätten sich die Grünen als Beschützer von Verfassung und Demokratie geriert, stets alleine, man sei es leid, sagte Parteichefin Helga Krismer.

Auch wenn sie dabei klingt wie der nervige Mitbewohner, der zum Abwasch aufruft, um ihn dann klagend selbst zu erledigen: Krismer hat recht. Die Grünen hatten diese Rolle, nie ohne zu betonen, dass sie es sind, die sich wieder einmal ums Aufräumen in der Republik kümmern müssen.

Als es bei der Anfechtung der Bundespräsidentenwahl um ihren eigenen Kandidaten ging, plädierten sie freilich dafür, bei Unregelmäßigkeiten ein Auge zuzudrücken – im Unterschied zur Landtagswahl war damals ein Einfluss auf das Wahlergebnis allerdings fast auszuschließen.

Doch Idealismus muss man sich leisten können, und nur zur Erinnerung: Die Grünen sind erst im Herbst aus dem Nationalrat geflogen, und die Landesorganisationen mussten die Bundespartei vor dem Konkurs retten. Es wäre nicht einzusehen gewesen, dass ausgerechnet die maroden Grünen wieder einmal die Verantwortung übernehmen müssten, sollte doch alle Parteien ihr demokratisches Gewissen zwicken.

Um einen zielführenden Wahlkampf auf die Beine zu stellen, haftete Krismer gar privat für einen Parteikredit. Auch dieser massive persönliche Einsatz mag zum Frust beigetragen haben, den die Parteichefin die Öffentlichkeit am Donnerstag spüren ließ. (Sebastian Fellner, 1.3.2018)