Wien – 38.000 Österreicher sterben jährlich an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Weil vor allem bei Herzinfarkt und Schlaganfall die interventionelle Radiologie bzw. Kardiologie Leben retten könne, setzt der Europäische Radiologenkongress (ECR) heuer dahin gehend einen Schwerpunkt. Insbesondere Jungärzte sollen entsprechende Fähigkeiten möglichst praxisnah erlernen, hieß es vonseiten der Veranstalter.

"43 Prozent aller Todesfälle in Österreich betreffen Menschen, die an einem Herzinfarkt oder an Versagen des Herz-Kreislauf-Systems sterben. Das ist mit über 38.000 Österreichern jährlich nach wie vor die häufigste Todesursache. Das muss aber nicht so sein, denn in vielen Fällen können wir mit der interventionellen Radiologie helfen und den Menschen das Leben retten," sagte Christian Loewe, Leiter der Klinischen Abteilung für kardiovaskuläre und interventionelle Radiologie am Wiener AKH.

In den vergangenen 15 Jahren hat sich die interventionelle – also behandelnde – Radiologie stark weiterentwickelt. Damit werden unter Bildsteuerung (wie Ultraschall, CT, MRT und Angiographie) Behandlungen durchgeführt, bei denen nur kleine Öffnungen in den Körper notwendig sind. – Meist werden sie über das arterielle Gefäßsystem durchgeführt. Auf diese Weise können Gefäßverschlüsse, Schlaganfälle und sogar Krebs behandelt werden.

Ohne Langzeitfolgen überleben

Die Belastung für die Patienten werde gegenüber einem offenen chirurgischen Eingriff minimiert und es können auch Menschen behandelt werden, bei denen eine Therapie sonst nicht möglich wäre, so Loewe. Das beste Beispiel dafür seien Aortenerkankungen, bei denen sämtliche Operationen sehr große Eingriffe seien, die nicht jedem Patienten zugemutet werden können. "Für solche Patienten ist die interventionelle Radiologie minimal invasiv, präzise, treffsicher und weniger belastend als herkömmliche Methoden", erklärte Loewe.

Sehr gut aufgestellt sei Österreich bei der interventionellen Behandlung des akuten Herzinfarkts. Dabei wird das verschlossene Gefäß, welches den Herzinfarkt auslöst, mittels interventioneller Methoden wieder geöffnet. In den vergangenen fünf Jahren sei es der interventionellen Radiologie auch gelungen, bei bestimmten Schlaganfällen durch akute radiologische Behandlung die verstopfte Arterie abzusaugen und damit die Folgen des Schlaganfalls stark zu mildern. "Wenn die Patienten schnell nach Eintritt der Symptome zu uns kommen, können sie sogar nahezu ohne Langzeitfolgen weiterleben," betonte Loewe.

Für die Wiener Bevölkerung gibt es seit 2017 ein eigenes Programm, bei dem drei Zentren – AKH, Rudolfstiftung und das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder – die Schlaganfalltherapie übernehmen. Die Rettungskräfte und Notaufnahmen sind informiert, welches Zentrum mit ihren Neurologen und interventionellen Radiologen an welchem Wochentag in Alarmbereitschaft ist. (APA, 1.3.2018)