Tirols Günther Platter freut sich über das Wahlergebnis und lässt sich bei der Partnerwahl nicht drängen.

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Innsbruck – Die erste Runde der Tiroler Sondierungsgespräche ist abgeschlossen. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), der mit 44,3 Prozent der Stimmen der große Gewinner des Wahlabends ist, hat mit allen fünf künftig im Landtag vertretenen Parteien gesprochen, aber noch keine Entscheidung hinsichtlich des künftigen Koalitionspartners getroffen. In den Gremien der Tiroler Volkspartei wird am Wochenende beschlossen, mit wem kommende Woche weitersondiert wird.

Die Parteien berichten durchwegs von "angenehmen Gesprächen" mit dem Landeshauptmann und seiner VP. Allerdings rechnet sich die FPÖ keine allzu großen Chancen mehr auf eine Regierungsbeteiligung aus. "Wir sehen uns in der Außenseiterrolle", heißt es dazu von den Freiheitlichen.

Hauser als blaues Signal an die VP

Deren Obmann Markus Abwerzger hat zu dem Termin neben dem Innsbrucker FP-Kandidaten und langjährigen Landtagsabgeordneten Rudi Federspiel auch seinen Vorgänger als Landesparteichef, Gerald Hauser, mitgenommen. Das darf als Zeichen an die VP gewertet werden, dass man in der FPÖ auch regierungstaugliches Personal habe. Hauser gilt als gemäßigter und verlässlicher Politiker. Unter seiner Ägide wurden allerdings hochrangige Funktionäre, wie etwa Patrick Haslwanter, aus der Partei ausgeschlossen. Haslwanter zieht nun unter Abwerzger wieder in den Landtag ein.

Das Gespräch mit der zweitplatzierten SPÖ und deren Spitzenkandidatin Elisabeth Blanik sei ebenfalls von "freundlicher Atmosphäre" geprägt gewesen. Allerdings habe man sich noch nicht mit Inhalten befasst, sondern blieb oberflächlich. Einen Termin für ein zweites Gespräch gebe es noch nicht, man sei aber zuversichtlich und hoffe auf weitere Verhandlungen, ist aus Kreisen der Sozialdemokraten zu erfahren.

Grüne Zwickmühle

Platters bisheriger Partner, die Grünen mit Landeschefin Ingrid Felipe, konnten zwar die Zweistelligkeit halten, sind aber mit einem Minus von fast zwei Prozent der klare Verlierer dieser Landtagswahl. Einerseits würde eine erneute Regierungsbeteiligung der bundesweit angeschlagenen Partei einen dringend benötigten Achtungserfolg bescheren, andererseits müsste man dafür wohl viele inhaltliche Kompromisse eingehen, denn viele der im Wahlkampf dargelegten Positionen – von der Mindestsicherung bis zum Kraftwerks- oder Liftbau – würden wohl gegenüber der mit fast 45 Prozent ausgestatteten VP nicht überdauern.

Die Neos waren erstmals zu Sondierungsgesprächen ins Landhaus geladen und berichten von "freundlicher und konstruktiver Stimmung". Man habe die Gelegenheit genutzt, um gleich mit Sachfragen zu starten, erzählt Neos-Tirol-Chef Dominik Oberhofer. Beim Thema Verkehr habe sich die VP sehr interessiert gezeigt, was die Neos-Positionen angeht, weshalb man hier Kooperation angeboten habe. Und auch bei der Europapolitik würden die Pinken künftig gern mehr mitreden dürfen. Chancen auf eine echte Regierungsbeteiligung sieht Oberhofer aber nicht mehr: "Für mich ist Schwarz-Grün gesetzt."

Liste Fritz startet Oppositionsarbeit

Auch die Liste Fritz, die schon im Wahlkampf klargemacht hat, dass sie in der Opposition bleiben werde, nützte am Mittwoch den Termin beim Landeshauptmann, um gleich mit der Arbeit für die neue Legislaturperiode zu starten. Markus Sint, der künftig neben Spitzenkandidatin Andrea Haselwanter-Schneider für die Liste Fritz im Landtag sitzen wird, berichtet von drei Angeboten, die man der VP unterbreitet habe: "Wir könnten uns vorstellen, sie beim Thema Transit und Wohnen zu unterstützen, und wollen dafür Mitspracherecht im Finanzkontrollausschuss."

Sint sieht wiederum Schwarz-Rot als wahrscheinlichste Konstellation für Tirol. Wem Platter tatsächlich den Vorzug geben wird, entscheidet sich frühstens kommende Woche, wenn die VP die weiteren Gesprächseinladungen verschickt. (Steffen Arora, 1.3.2018)