Schwechat/Innsbruck – Nach dem Stellenabbau bei Tyrolean Technik geht die Gewerkschaft in die Offensive. Sie verlangt Verhandlungen über die Standortzukunft inklusive einer möglichen Aufstockung der verbleibenden Mitarbeiter sowie die Verbesserung des Sozialplans. Sonst ziehe man einen Streik bei Tyrolean in Betracht, sagte Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Bereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft Vida.

Zudem werde derzeit eine Klage wegen möglicher Verletzung des Arbeitsverfassungsgesetzes geprüft, so Schwarcz. Denn der Betriebsrat sei zu spät über den geplanten Stellenabbau mit 80 Betroffenen informiert worden. "Der Betriebsrat hatte genau 15 Minuten Zeit, um zu reagieren", zeigte sich der Tiroler ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth erbost. "Die deutschen Manager glauben offensichtlich, der Pflicht, sich an das österreichische Recht zu halten, nicht nachkommen zu müssen", kritisierte Wohlgemuth. Die Belegschaftsvertreter hätten Mitwirkungsrechte bei Betriebsschließungen, die hier verletzt worden seien. Der Betriebsrat sei etwa um sein Recht gebracht worden, rechtzeitig eine Stellungnahme abzugeben.

Fünf-Prozent-Chance

Die Chancen auf den Erhalt des Standorts in der jetzigen Form bezifferten die beiden Gewerkschafter realistischerweise mit nur "fünf Prozent", aber man habe doch die Hoffnung, dass mehr als die angekündigten rund 30 Arbeitsplätze in Innsbruck gehalten werden können. "Vielleicht kommt die Tyrolean Technik oder der Eigentümer AUA drauf, dass man den verbleibenden Mitarbeitern Perspektiven bietet", meinte Schwarcz. Eine solche Perspektive wäre, dass man nicht nur die Dash-8-Propellerflugzeuge warte, sondern den Technikern vor Ort eine zweite, kleinere Type "dazugibt", so der Vorsitzende des Fachbereichs Luftfahrt. Schwarcz rechnete damit, dass dann zumindest 60 Mitarbeiter am Standort beschäftigt blieben.

Dass laut AUA allen betroffenen Mitarbeitern Jobs in Wien angeboten wurden, dürfte in der Belegschaft übrigens nicht auf großen Widerhall stoßen. Bei der Betriebsversammlung am Donnerstag hätten von 90 Beschäftigten 90 Prozent angegeben, nicht den Standort wechseln zu wollen und stattdessen den Sozialplan anzunehmen. "Die überwiegende Meinung war: So wie man uns behandelt, haben wir die Schnauze voll", so der Gewerkschafter, der der Tyrolean-Mutter vorwarf, seit Sommer 2017 vom Stellenabbau gewusst zu haben.

Zukunftskonzept gesucht

Es brauche jedenfalls ein Zukunftskonzept, man fordere die Tyrolean Technik-Geschäftsleitung zu Gesprächen auf. "Wir werden sie zwingen, mit uns zu reden", machte Schwarcz indes auch in Bezug auf einem möglichen Streik seinen Standpunkt klar. Sollte es etwa zu keiner Adaptierung des Sozialplanes mit Verbesserungen finanzieller Natur kommen, werde der Aufruf zu Arbeitskämpfen wohl das letzte Mittel sein. "Und der verbesserte Sozialplan muss für alle gelten, die mit 26. Februar im Unternehmen beschäftigt waren", fügte der vida-Gewerkschafter hinzu. Ein Streik würde nicht nur die letztlich verbleibende Belegschaft betreffen und hätte seine Wirkung, zeigte sich Schwarz überzeugt, denn die Auftragsbücher der Tyrolean Technik seien voll und müssten abgearbeitet werden.

Zudem brauche es die Errichtung einer eigenen Arbeitsstiftung in Tirol, verwies Wohlgemuth auf einen weiteren Punkt, der in Verhandlungen mit der Geschäftsführung der Tyrolean Technik Thema sein werde. In diesem Zusammenhang hob der ÖGB-Chef auch die gute Gesprächsbasis mit Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hervor. Überdies verlangten Schwarcz und Wohlgemuth eine Standortgarantie für die verbleibenden Tyrolean-Kapazitäten in Innsbruck. (APA, 2.3.2018)