In den nächsten Monaten will Eva Glawischnig auf Tour gehen und Novomatic-Konzernvertreter auf ihren Kurs einschwören.

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STANDARD: Warum haben Sie sich dazu entschlossen, zu dem Glücksspielkonzern Novomatic zu wechseln?

Glawischnig: Die Industrie hat mich schon immer interessiert, ich wollte schon immer bei den ganz Großen dabei sein. Ich kann gleich sagen, am Gehalt lag es nicht, denn in der Politik habe ich mehr verdient.

STANDARD: Waren noch andere Konzerne im Gespräch?

Glawischnig: Ich habe noch mit zwei bis drei anderen Konzernen gesprochen, die Namen möchte aber nicht nennen. Nur so viel: Die Empörung wäre wahrscheinlich die gleiche gewesen. Aber ich kann ja jetzt auch keinen Windpark managen.

STANDARD: Vor allem die Grünen haben sich in der Vergangenheit oft kritisch gegenüber Novomatic geäußert. Haben Sie jetzt die Seiten gewechselt?

Glawischnig: Man kann Glücksspiel nicht verbieten, aber mit strengen Regeln funktioniert es. Ich glaube, dass man bei der Entwicklung am besten mitbestimmen kann, wenn man selbst in einem der großen Tanker sitzt.

STANDARD: Was haben Ihre ehemaligen Parteikollegen zu der Entscheidung gesagt?

Glawischnig: Ich habe alle engen Vertrauten im Vorhinein darüber informiert. Überraschenderweise hat keiner gesagt "Um Gottes willen". Dass es von vielen auch Kritik und Empörung geben wird, gehört zu der Entscheidung dazu.

STANDARD: Sind Sie jetzt Lobbyistin?

Glawischnig: Nein. Von den Kontakten zur Politik kann ich natürlich trotzdem profitieren. Ich werde vor allem versuchen, den Austausch und Dialog mit Stakeholdern zu pflegen. Transparenz ist mir dabei aber sehr wichtig.

STANDARD: Was sind Ihre Aufgabenbereiche im Konzern?

Glawischnig: Ich sehe mich als Verantwortungsmanagerin. Es geht darum, eine einheitlichere rechtliche Regulierung im Glücksspielbereich durchzusetzen und weiter gegen illegales Glücksspiel vorzugehen. Verantwortung haben wir dahingehend, Menschen vor sich selbst zu schützen. Aber auch bei der Ökologie möchte ich weiterkommen.

STANDARD: Was heißt das konkret?

Glawischnig: Das heißt, etwa bei der Umweltzertifizierung stärker anzusetzen und auch die Energieeffizienz des Konzerns zu erhöhen.

STANDARD: Haben Sie selbst schon einmal am Automaten gespielt?

Glawischnig: Ich wollte mich damals als Politikerin einmal in Niederösterreich registrieren lassen. Allerdings war das als sogenannte "politically exposed person", also als eine in der Öffentlichkeit stehende Person, schwierig. Schlussendlich hat man mir aber doch eine Genehmigung erteilt.

STANDARD: Was passiert in den nächsten Monaten?

Glawischnig: Ich werde auf Tour gehen und die unternehmerischen Kulturen des Konzerns in anderen Ländern beobachten. Dann werden wir Listen an Themen erstellen, wo wir als Erstes ansetzen wollen. (Jakob Pallinger, 2.3.2018)

Beitrag aus der "ZiB" um 13 Uhr.
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