Tübingen – Die Kommunikation einiger Affenarten könnte der menschlichen Sprache ähnlicher sein als bisher gedacht: Wissenschafter der Universität Tübingen haben festgestellt, dass Weißbüschelaffen beim Produzieren von Lauten ähnlich wie der Mensch einzelne Silben mit festgelegter Länge nutzen.

Demnach sei das Fiepen dieser Tiere nicht nur ein einziger langer Ton. Es bestehe stattdessen aus vielen kurzen "Fiep-Bausteinen", schreiben die Forscher um Steffen Hage im Fachmagazin "Current Biology".

Für die Studie hatten die Neurobiologen das Keckern und Fiepen der Tiere in einer Schallkammer aufgezeichnet. Die Lautäußerungen der Affen wurden dabei in unregelmäßigen Abständen durch ein Rauschen gestört. "Wir konnten nun sehen, dass die Tiere ihr Fiepen unterbrachen, wenn wir sie störten. Und das nicht an beliebigen Stellen, sondern immer nur an bestimmten Punkten", meint Koautor Thomas Pomberger.

Vorstufe menschlicher Sprache

Aus Sicht der Wissenschafter könnten diese kleinsten Einheiten der Lautäußerung und ihre rhythmische Erzeugung im Gehirn der Affen eine Vorbedingung der menschlichen Sprache gewesen sein. Denn wenn Menschen sprechen, besteht das, was sie sagen, ebenfalls aus kleinsten Einheiten: "Wir produzieren durchschnittlich zwischen fünf und zehn Silben pro Sekunde", sagte Hage. Bei den Weißbüschelaffen seien es sieben bis acht Bausteine pro Sekunde.

Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Weißbüschelaffen ähnlich wie Menschen einen festen Rhythmus hätten, in dem sie Laute erzeugten, schlussfolgern die Wissenschafter um Hage. "Ein solcher Rhythmus könnte daher eine evolutionäre Notwendigkeit auf dem Weg zur Entwicklung von Sprache gewesen sein." Die Forschung mit den Weißbüschelaffen könne dazu beitragen, Ursprünge und Eigenarten der menschlichen Sprache besser zu verstehen. (APA, red, 4.3.2018)