Der nächste Improvisations-"Tatort" von Axel Ranisch nach "Babbeldasch" – und im Vergleich "geradezu eine Offenbarung", finden zumindest manche Kritiker. Das macht das kleine Horrorwochenendseminar mit Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) aber noch lange nicht für alle wirklich gut, scheint's. Aber wie sehen Sie den neuen Ludwigshafener "Tatort" "Waldlust" – wir freuen uns auf Ihre Meinung im Forum.

Schiss vor einem Schrank von Mann

Elmar Krakeler umreißt für uns das Szenario in der "Welt": "Kommissarin Odenthal, ihre Mannschaft und ein Coach bleiben in einem Wirtshaus hängen, das früher mal ein 'Hoddschbodd' der pfälzischen High Society war, jetzt aber im feuchten Nebel des späten Winters aussieht wie eine Kreuzung aus Wirtshaus im Spessart und "Shining"-Hotel. Zwei Polizisten bringen sie hin und hauen gleich ganz schnell wieder ab. Sie haben Schiss vor einem Schrank von einem Mann, der mit einer Mistgabel winkt und Humpe genannt wird. Eine offensichtlich verhuschte Frau weist sie in ihre Zimmer ein."

Foto: ORF/ARD/Martin Furch

Von umwerfender Schrecklichkeit

Krakelers Befund liest sich geradezuu begeistert: "'Waldlust' – beinahe parallel zu 'Babbeldasch' und ebenfalls ohne Drehbuch entstanden – ist dagegen ein dreistufiger Gruselfilm von umwerfender Schrecklichkeit, dessen Sog man erst widerwillig, dann hemmungslos erliegt. Wäldern gegenüber ist man hinterher allerdings etwas distanzierter."

Foto: ORF/ARD/Martin Furch

Es gruselt so gar nicht

Das sieht Holger Gertz in der "Süddeutschen" ganz anders: "Es gruselt so gar nicht, es gruselt ungefähr so wenig wie im hessischen Versuch 'Fürchte dich' vor einem halben Jahr. Im Lorenzhof gibt es vegetarische Kost, angereichert mit Knochen des Homo sapiens sapiens. Da fragt Gerichtsmediziner Peter Becker (Peter Espeloer): 'Wo gibt's noch alte Knoche? Biologie-Unnerischt. Kunschtakademie. Alte Geischterbahn. Oder aufm Friedhof.' Und so entsteht ein zäher Krimi, der auch noch Horrorfilm sein will, oder Horrorfilmparodie. Denn im Hintergrund jault die singende Säge. Aber dieser Tatort überhebt sich, wenn er sich anmaßt, federleicht alle Genre-Grenzen überwinden zu können."

Foto: ORF/ARD/Martin Furch

"Völlig konstruiert"

Christian Buß von Spiegel Online wirkt recht enttäuscht: "Das Kollegengeplänkel im Motivationsseminar spiegelt schon den Irrsinn der modernen Arbeitswelt wider – aber die Geschichte des 18 Jahre zurückliegenden Mordfalls wirkt völlig konstruiert."

Buß vergibt nur vier von zehn Punkten für "Waldlust": "Nach dem Laienspieltheater in der Odenthal-Folge 'Babbeldasch' ist der Betriebsausflug in 'Waldlust' schon der zweite 'Tatort', in dem mit improvisierenden Schauspielern gearbeitet wurde. Leider überzeugt das nicht wirklich."

Foto: ORF/ARD/Martin Furch

"Moderner Gothic-Horror-Krimi"

Margarete Affenzeller vom STANDARD sorgt für den versöhnlicheren Schluss: "Hier erhebt ein moderner Gothic-Horror-Krimi seine Pranke; er nimmt es in seiner diffus-gruseligen Pracht leicht mit der für ihre abgründigen Bühnenräume bekannten Theatergruppe Signa auf. Die Tonspur setzt auf Friedhofskirchenglockenaxtbeilknochennebelangst. Und wie viel Unheil mag in einem von feierlichen Jagdbläsern begleiteten Tai-Chi-Morgenritual wohl liegen? Hier (es ist wieder ein Impro-Krimi) erfahren Sie es!" (red, 4.3.2018)

Und wie sehen Sie den "Tatort" "Waltlust"? Hier ist Platz für Ihren Befund:

Foto: ORF/ARD/Martin Furch