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Die AUA passt den Flugplan an.

Foto: Reuters/Wiegmann

Wien – Die stockenden Kollektivvertragsverhandlungen bei der AUA bekommen zuallererst die Passagiere zu spüren: Es bleibt bei 140 gestrichenen Flügen ab Dienstag, 17 Uhr und Mittwochfrüh. Durch größere Maschinen und Umbuchungen könnten dennoch drei Viertel aller Flüge starten, sagte AUA-Sprecher Peter Thier zum STANDARD. Die Kosten für die AUA: mehrere 100.000 Euro.

Neben dem Betriebsratsvorsitzenden hat sich dem Vernehmen nach auch dessen Stellvertreterin am Dienstag krankgemeldet. Laut Betriebsrat verlangt Paragraf 46 des Arbeitsverfassungsgesetzes, dass eine Betriebsversammlung vom Betriebsratsvorsitzenden geleitet wird. Sollte das nicht möglich sein, könnte unter Umständen das Unternehmen vor Gericht geltend machen, dass die Betriebsversammlung nicht rechtskonform abgehalten wurde.

Erklärung gefragt

Über die inhaltlichen Differenzen zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat und damit den Grund für die Maßnahmen weiß man wenig. Der Versuch einer Erklärung: Es ist ein taktisches Manöver des Betriebsrats, um die AUA zu ärgern. Oder der Betriebsrat und die Gewerkschaft sind sich uneinig über die Vorgehensweise. Oder die Mobilisierung der Mitarbeiter für Kampfmaßnahmen war eher schlapp.

Abgehakt ist aus AUA-Sicht die Inflationsanpassung von 2,1 Prozent auch bei Überzahlungen, Anpassungen bei der Arbeitszeitflexibilisierung und höhere Einstiegsgehälter für Flugbegleiter. Und: keine Sparmaßnahmen, Wachstum dank zusätzlicher Routen.

Hintergrund der ursprünglich geplanten Betriebsversammlungen: Man wollte über den aktuellen Stand der Kollektivvertragsverhandlungen informieren. Die vorgelegten AUA-Angebote seien unannehmbar, "der Geduldsfaden der Belegschaft sollte nicht weiter strapaziert werden", sagte Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft Vida. "Angesichts dessen, dass es seit 2012 so gut wie keine Erhöhungen gegeben hat, sind die Angebote der AUA schlicht und einfach ein Witz."

Unverhältnismäßige Maßnahme

Die AUA hatte die zweitägige Betriebsversammlung als völlig unverhältnismäßig bezeichnet. Die Verantwortung für die ausgefallenen Flüge und die vergraulten Passagiere trügen "allein der Betriebsrat Bord und die Gewerkschaft. Ein Arbeitskampf – und nur so sind die Versammlungen zu beurteilen – während laufender Verhandlungen ist die falsche Antwort auf mehr Jobs, mehr Karriere und mehr Geld", betonte AUA-Sprecher Thier gegenüber dem STANDARD.

Die Airline hat vorsorglich ihr Flugprogramm für Dienstagabend und Mittwochfrüh und -vormittag um durchschnittlich 25 Prozent ausgedünnt und über 140 von in Summe 570 Flügen gestrichen, die am Dienstag und am Mittwoch auf dem Flugplan stehen würden, sagt Thier. Dabei bleibt es auch. Betroffen sind unter anderem Flüge zwischen Wien und Amsterdam, Basel, Brüssel, Budapest, Bukarest, Düsseldorf, Eriwan, Frankfurt, Genf, Hamburg, Köln/Bonn, Kopenhagen, Leipzig, Lyon, Mailand, München, Prag, Salzburg, Sofia, Stockholm, Stuttgart, Venedig, Zagreb und Zürich. Ziel sei, dass Passagiere zeitgerecht umbuchen können. Darüber hinaus wurden für einzelne Flüge die Flugzeiten angepasst, um eine Durchführung sicherstellen zu können. In Summe sind derzeit rund 10.000 Passagiere von Streichungen betroffen. (cr, 5.3.2018)

Anmerkung: Dieser Artikel wurde upgedatet