Paris/Jerusalem – Wegen eines Anschlags in der Pariser Innenstadt vor 44 Jahren steht der Terrorist "Carlos" erneut vor Gericht. Das Berufungsverfahren gegen Ilich Ramirez Sanchez begann am Montag in der französischen Hauptstadt. Der Venezolaner bestreitet die Verantwortung für den Granatenanschlag auf ein Geschäft auf dem Boulevard Saint-Germain, bei dem 1974 zwei Menschen getötet und 34 verletzt wurden.

Der 68-jährige Carlos mit dem Spitznamen "der Schakal" war in den 1970er und 1980er Jahren einer der meistgesuchten Terroristen der Welt. Zu Beginn des Prozesses vor dem Pariser Sondergericht zeigte er sich selbstbewusst: "Ich bin ein professioneller Revolutionär", sagte er, nachdem er die Anklagebank mit geballter rechter Faust betreten hatte. Er bekräftigte, dass er sich dem "palästinensischen Widerstand" verschrieben habe.

Lebenslange Haft

Carlos war wegen des Pariser Attentats im März 2017 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Anklage hält es für erwiesen, dass er mit dem Anschlag ein Mitglied der Japanischen Roten Armee freipressen wollte, einen Zweig der Volksfront zur Befreiung Palästinas.

Carlos sitzt seit fast einem Vierteljahrhundert in Frankreich im Gefängnis, nachdem er 1994 im Sudan aufgespürt und festgenommen worden war. Er verbüßt zwei lebenslange Haftstrafen: Die eine wegen der Ermordung von drei Männern – unter ihnen zwei Polizisten – in Paris im Jahr 1975, die zweite wegen vier Sprengstoffanschlägen in Frankreich in den Jahren 1982 und 1983 mit insgesamt elf Toten und knapp 150 Verletzten. Carlos war 1975 auch an der Geiselnahme von OPEC-Ministern in Wien beteiligt. Dabei wurden drei Personen getötet. (APA, 5.3.2018)