"Vielleicht könnten Ihre Parteifreunde jetzt kurz schweigen", bat Armin Wolf am Sonntagabend aus dem Studio der "ZiB 2" nach Klagenfurt, wo SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser umringt von Fans auf sein Interview wartete. Sechs oder sieben knallrote "Danke"-Transparente wurden anfangs wedelnd und johlend jubelnd hinter ihm in die Höhe gehalten.

Doch dann verstummte die hübsch arrangierte Gruppe plötzlich, als habe ein unsichtbarer Regisseur ihr einen Wink gegeben. Das von Wolf erwünschte Schweigen kam in Kärnten wohl als Kommando zum Stillhalten an. Das erinnerte frappant an ein sogenanntes Tableau vivant, eine Form der Nachstellung von Gemälden und Skulpturen, wie sie im 18. Jahrhundert beliebt war. Die Schilder wurden stramm gehalten, man versuchte sich nur mehr unauffällig, quasi bauchredend zu unterhalten. Selbst das angedeutete Lächeln gefror dem Mann im blauen Sakko hinten rechts oder der Frau in Rot mit der strengen Brille vor ihm. Auch die Dame mit dem schwarzen Kurzhaarschnitt blickte unbeirrbar über Kaisers linke Schulter. Hin und wieder senkte sich ein "Danke"-Schild in ermüdete Arme. Da schoss ein anderes wieder in die Höhe. Mindestens ein Schild blieb hinten mittig immer tapfer oben – nur einmal knickte ihm eine Ecke weg.

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Vorne beantwortete der Chef Fragen über präferierte Koalitionspartner. Da klang es fast wie eine Durchhalteparole an den Hofstab hinter ihm, als er sagte: "Ein klein weinig werden sich alle noch gedulden müssen." Als sich Kaiser nach sieben Minuten mit "Schönen Gruß an alle Österreicherinnen und Österreicher" von Wolf verabschiedete, brandete ein Jubel der Erleichterung auf. (Colette M. Schmidt, 5.3.2018)