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Dem Hamburger SV droht der erste Bundesliga-Abstieg.

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Trainer Stefan Ruthenbeck konnte den Bock für Köln bisher nicht umstoßen.

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Hamburg/Köln – Der Hamburger SV und der 1. FC Köln haben kaum noch Hoffnung auf den Klassenerhalt. Nach dem ernüchternden 0:0 des HSV im Abstiegsendspiel gegen den ebenfalls gefährdeten FSV Mainz 05 gab selbst die Führung des dienstältesten Bundesligisten die Hoffnung auf.

Heribert Bruchhagen appellierte, "nicht zu stark in die Resignation zu gehen". Er selbst wolle darauf einwirken, "dass das Ganze nicht zu chaotisch wird", so der Vorstandsvorsitzende. Die Planungen für die zweite Liga seien am Laufen.

HSV droht personeller Umbruch

Spielt der HSV zweitklassig, dürfte Bruchhagen weg sein. Er wolle sich zwar nicht vor der Verantwortung drücken, betont der Funktionär stets, weiß aber auch, dass der Aufsichtsrat ihn mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr will. Auch der seit Jänner amtierende Trainer Bernd Hollerbach wird dann nicht bleiben können.

Das 0:0 gegen Mainz zeigte die großen Mängel des HSV auf. An Leidenschaft und Einsatzwillen mangelt es nicht, wohl aber an Nervenstärke (Filip Kostic' vergebener Elfmeter) und oftmals schlicht an der Qualität. Bobby Wood und Lewis Holtby, zwei Spitzenverdiener ohne großen Einfluss aufs Spiel, saßen nur auf der Tribüne und stehen für die verkorkste Kaderplanung der Hamburger. Es fehlen Identifikationsfiguren und Leistungsträger.

Köln verpasste Befreiungsschlag

Der 1. FC Köln könnte dem HSV in der zweiten Liga Gesellschaft leisten. Armin Veh erlebte das Drama aus kürzester Distanz. Erstmals auf der Bank verfolgte der starke Mann des Tabellenletzten die bittere 2:3-Niederlage gegen den VfB Stuttgart, die Spieler, Fans und Verantwortliche fassungslos zurückließ. Statt eines Befreiungsschlags folgte im Kampf um den Klassenerhalt wohl der K. o. – nun muss Veh den Verein für eine Zukunft in der zweiten Liga aufstellen.

Der 57-Jährige, der als Geschäftsführer Sport eigentlich auf der Tribüne bleiben wollte, schaut Trainer Stefan Ruthenbeck genau auf die Finger. Er prüft den Kader und wägt Optionen für die Zukunft ab. Wenn es zum sechsten Abstieg kommt, sind die Kölner handlungsfähig und können frühzeitig die Weichen für den Wiederaufstieg stellen.

Katastrophale Bilanzen

Für beide Teams scheint der Abstieg unausweichlich zu sein. Köln, das den Abgang von Torjäger Anthony Modeste im Sommer nicht kompensieren konnte, ist seit dem dritten Spieltag Letzter, Hamburg hat seit dem 26. November (3:0 gegen Hoffenheim) kein Bundesligaspiel mehr gewonnen.

Auch unter Hollerbach trat keine Besserung ein. Mit 17 (Köln) und 18 Punkten (HSV) liegen beide deutlich hinter dem Relegationsrang (25).

Finanzieller Druck lastet auf HSV

Was bringt also die Zukunft? In beiden Fällen ziemlich sicher massive Umbrüche. Der HSV müsste seinen Spieleretat wohl von 55 auf 33 Millionen Euro reduzieren. Insgesamt soll sich der Klub mit rund 105 Millionen Euro im Minus befinden.

Gut möglich, dass für die Zweitliga-Lizenz Investor Klaus-Michael Kühne ein weiteres Mal angepumpt werden müsste. "Um im Rahmen der Lizenzierung eine Zweitliga-Mannschaft zu planen, sind auch Transfererlöse notwendig", hatte Bruchhagen am Sonntag gesagt.

"Wir werden nicht aufgeben"

Deutlich weiter ist der FC, wo sich im Lauf der Saison bereits viel getan hat. Peter Stöger trainiert jetzt Borussia Dortmund, Vehs Vorgänger Jörg Schmadtke ist auf Jobsuche. Köln hat zwar weniger finanzielle Sorgen als der HSV, Stützen wie Tormann Timo Horn und Nationalspieler Jonas Hector werden kaum in die zweite Liga mitgehen.

Bleiben noch neun Spiele, um das Worst-Case-Szenario abzuwenden. Rechnerisch möglich ist es für beide Mannschaften – und an diese Chance klammern sich die Bundesliga-Gründungsmitglieder vehement. "Wir werden nicht aufgeben", heißt es aus beiden Lagern. Die Zeit drängt. (sid, APA, red, 5.3.2018)