Der Thermomix kann vieles: Lebensmittel zerkleinern, mixen, erwärmen und kochen. Die Küchenerfindung kostet dafür aber auch eine Kleinigkeit.

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Wien – Der Hype um den Thermomix ist abgeflaut. Lange hat die Luxus-Küchenmaschine der deutschen Vorwerk-Gruppe glänzende Geschäfte beschert, zuletzt ließ das Interesse aber spürbar nach – auch in Österreich. 2016 wurden hierzulande 16.000 Stück verkauft, 2017 werden es rund 15.000 sein, sagt Armin Schwerdtner, Geschäftsführer von Thermomix Österreich im STANDARD-Gespräch.

Wann der Nachfolger des erfolgreichen TM5 auf den Markt kommt, sei noch offen. Entwickelt werde er bereits. Was er könnten könnte? Die Wünsche der Kunden seien etwa ein größeres Display, wo dann möglicherweise neben dem Rezept auch das Video "Wie flechte ich einen Zopf" abzurufen ist, so der Manager. Weltweit hat der Umsatz mit dem Kochgerät jenen der Sparte Kobold (wozu der Staubsauger zählt) überholt. Österreich blieb diesbezüglich hinter den Erwartungen zurück. Von den erwirtschafteten 47 Millionen sind 27 Kobold zuzurechnen.

Dass der Markt gesättigt ist, glaubt Schwerdtner nicht: "Wir sind erst in einem Prozent der Haushalte vertreten." Um die Geschäfte anzukurbeln, wurde bereits der Direktvertrieb – lange das einzige Standbein – durch Geschäfte in Shoppingcentern in Wien und Linz ergänzt. Nach weiteren Standorten wird gesucht.

Events im Geschäft

Der Schwerpunkt liege dort aber weniger auf dem Verkauf, so Schwerdtner. Nur 25 bis 30 Geräte gehen monatlich über den Ladentisch. Vielmehr gehe es um Beratung und Events. Auch der Mitbewerb macht dem Manager keine Sorgen. Geräte, die etwa der Diskonter Hofer um 200 Euro (ein Sechstel des Preises eines Thermomix) anbietet, seien vielmehr Gratiswerbung. "Immer wenn ein solches Gerät kommt, ist von Billigthermomix die Rede. Volumensmäßig kratzt uns das nicht." Auch die Konkurrenz, die im Handel verkauft wird, wie die britische Kenwood oder die amerikanische Kitchen Aid, beschäftigen Schwerdtner wenig. Zu ausgefeilt und erfolgreich sei das eigene Vertriebssystem.

Eigene Rezeptentwicklung

Die Frage, womit über den Geräteverkauf hinaus Umsätze generiert werden können, stellt sich der Manager wohl. Die Kunden zu bewegen, das Rezeptprogramm um 36 Euro jährlich zu abonnieren, ist ein Weg. 2017 wurden mit dem Dienst 250.000 Euro (1,5 Prozent des Gesamtumsatzes) erwirtschaftet. Eine eigene Rezeptentwicklung in Österreich sorgt für Inhalte. Darüber hinaus will Schwerdtner aktiver "Geschäfte, die andere machen, ins Haus holen". Mit dem Verkauf von Gewürzen hat man jüngst begonnen. Vorstellen kann sich der Vertriebsmann mehr: "Es gibt Anbieter, die erfolgreich Aufkleber zum Personalisieren verkaufen oder Bretter, damit das Gerät nicht verrutscht."

Was die aufsehenerregenden Unfälle mit explodierenden Geräten in der Vergangenheit betrifft, so seien diese mit dem aktuellen Modell nicht möglich, so Schwerdtner. Die betroffenen Vorgänger-Modelle wurden mit Dichtungsringen nachgerüstet. In jenem Fall, der in Österreich 2016 aufgetreten ist, habe man sich "sehr kulant verhalten", beteuert der Thermomix-Mann. Die betroffene Besitzerin bekam neben einer neuen Maschine 3000 Euro Schmerzensgeld. (Regina Bruckner, 6.3.2018)