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"Ich bin kein Highflyer, ich nutze mein Gehirn. Ich schaue, dass ich es gescheit mache und mich im richtigen Moment richtig platziere, um dann Blocks zu bekommen", erklärt Pöltl seine Fähigkeiten.

Foto: REUTERS/Reinhold Matay/USA TODAY Sports

Toronto – NBA-Profi Jakob Pöltl liegt mit seinen Toronto Raptors vor dem letzten Viertel der regulären Saison in der Eastern Conference auf Rang eins. Dort will der Wiener auch bis zum Start der Playoffs bleiben. "Das ist sehr realistisch. In meinen Augen sind wir im Moment der Favorit, das auch zu halten. In den ganzen Playoffs Heimvorteil zu haben wäre eine sehr coole Sache", erklärte Pöltl.

Starke Raptors-Bank

Er selbst hat mit Torontos Reservisten großen Anteil am aktuellen Erfolgslauf. Die "zweite Fünf" der Raptors gilt als stärkste der Liga. "Wir haben diese Identität entwickelt, und mit dem Selbstvertrauen spielen wir auch", meint Pöltl.

Im Gegensatz zum Vorjahr, als er als NBA-Neuling im Playoff nicht immer zum Einsatz kam, will er diesmal auch in der entscheidenden Saisonphase aufzeigen. "Die guten Spieler können da noch einmal einen Zahn zulegen, das nehme ich mir selbst auch vor." Im Playoff wird die Rotation üblicherweise gekürzt, die Stars erhalten mehr Einsatzzeit. Pöltl "weiß, dass ich meine Leistung bringen muss". Das Ziel? "Dass ich die Coaches fast dazu zwinge, mich auf dem Spielfeld zu lassen."

Starke Stats

Einige Argumente hat Pöltl in dieser Saison bereits geliefert. Seine 65,4 Prozent Trefferquote aus dem Feld sind ein Spitzenwert, dazu überzeugte der 22-Jährige zuletzt in drei Spielen in Folge mit je drei geblockten Würfen. Mit 3,5 Blocks pro 48 Minuten Einsatzzeit ist er die Nummer sechs der NBA. "Das sagt schon etwas aus."

Durch mehr und konstantere Einsatzzeiten habe er "ein besseres Gefühl für die Timings" bekommen, erklärte Pöltl. "Ich bin kein Highflyer, ich nutze mein Gehirn. Ich schaue, dass ich es gescheit mache und mich im richtigen Moment richtig platziere, um dann Blocks zu bekommen." Die müssen nicht immer spektakulär sein. "Aber es hilft uns als Team."

6,8 Punkte und 4,6 Rebounds holt der Österreicher durchschnittlich pro Spiel. Viele Dinge, die Trainer und Mitspieler an ihm schätzen, sind aber schwer in Statistiken messbar. "Ich kenne meinen Wert in der Defense", sagte Pöltl. "Darauf bin ich schon stolz." Auch wenn es immer noch Spiele gebe, mit denen er weniger zufrieden sei. "Wenn ich Fehler gemacht habe, dann geht mir das auch auf die Nerven."

Favoritendrängeln hinter Meister Golden State

Die Raptors träumen weiter von ihrem ersten NBA-Titel. "Wie das wäre, kann ich mir im Moment nicht vorstellen", sieht Pöltl den großen Coup noch weit weg. Im Vorjahr war Toronto in der zweiten Playoff-Runde vom späteren Finalisten Cleveland um Superstar LeBron James mit 4:0 abgefertigt worden. "Dieses Jahr schauen unsere Chancen besser aus", will Pöltl diesmal weiterkommen.

Neben Spitzenreiter Houston und Meister Golden State hat Pöltl San Antonio, Boston, eventuell Oklahoma City und trotz Umbruchs auch die Cavaliers auf der Rechnung. "Man weiß, dass sie es bringen können, wenn es darauf ankommt. Ein Spieler wie LeBron macht sein Team dann auch entsprechend besser."

Erst Playoffs, dann eventuell Nationalteam

Vor dem Playoff-Start am 14. April bekommt Pöltl noch einmal Besuch von der Familie. Für Freunde bleibt danach weniger Zeit. Dazu geht es noch ein bisschen früher ins Bett als sonst, um fit zu sein – je nach Raptors-Erfolgen auch für den Nationalteam-Sommer. "Ich würde gerne spielen", sagte der ÖBV-Center trotz nur noch minimaler Aufstiegschancen über die WM-Quali-Spiele in Deutschland (29. Juni) und Georgien (2. Juli). "Es geht auch nicht nur um die WM-Qualifikation, sondern auch darum, für die Zukunft etwas aufzubauen."

"Kein Türöffner für Brajkovic"

Ein Baustein dafür könnte Luka Brajkovic sein. Der 18-jährige Vorarlberger, das größte heimische Talent, hat sich für das US-College Davidson entschieden, das einst auch Pöltl umworben hatte. "Es hat sich ganz gut angehört. Ich habe durchaus darüber nachgedacht", erinnert sich Pöltl an das Angebot. Er entschied sich aber für Utah und die größere Pac-12 Conference. Davidson spielt in der Atlantic-10. "Ich kann mir vorstellen, dass das gut für ihn passen wird."

Brajkovic war in der zweiten Bundesliga bei Dornbirn zuletzt von zwei NBA-Scouts beobachtet worden. Als Türöffner fühlt sich der erste heimische NBA-Profi aber nicht – auch wenn er das für die Zukunft gerne wäre. "Die Scouts waren schon eher dort, weil er gut spielt. Luka hat es geschafft, seinen eigenen Weg zu gehen. Er hat sich selbst nach oben gekämpft. Und er hat, so wie ich auch, noch einen weiten Weg vor sich."

Ebenso wie der Basketball in Österreich. "Es wird noch ein bisschen dauern, bis der Basketball das Skifahren in Österreich ablöst", meinte der Wiener. "Aber vielleicht schaffen wir es irgendwann einmal einen Tag im Rampenlicht." Das NBA-Finale wäre eine Gelegenheit. (red, APA, 6.3.2018)

NBA vom Montag:

Cleveland Cavaliers – Detroit Pistons 112:90
Indiana Pacers – Milwaukee Bucks 92:89
Miami Heat – Phoenix Suns 125:103
Chicago Bulls – Boston Celtics 89:105
San Antonio Spurs – Memphis Grizzlies 100:98
Los Angeles Lakers – Portland Trail Blazers 103:108
Utah Jazz – Orlando Magic 94:80