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Ist der Zwölfstundentag mit Kindern vereinbar? Eltern sehen das skeptisch.

Foto: Getty Images/AleksandarNakic

Wien – Beruf und Kinder schaukeln und dabei zwölf Stunden pro Tag arbeiten – wie geht sich das aus? Die türkis-blaue Regierung hat angekündigt, die Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden pro Tag anzuheben. Die Arbeiterkammer Wien hat jetzt eine Onlineumfrage zum Thema durchgeführt. Rund 17.700 Personen nahmen daran teil, davon 51 Prozent Frauen und 49 Prozent Männer. Die Umfrage ist nicht repräsentativ. Das Thema Arbeitszeit ist einer der Schwerpunkte der Initiative Wie soll Arbeit?, die Arbeiterkammer und ÖGB bis Ende Mai durchführen.

Laut der Umfrage waren schon bisher 73 Prozent vereinzelt bis regelmäßig von einem Zwölfstundentag betroffen. 53 Prozent der Befragten geben an, dass die Arbeitszeiterhöhung durch Anordnung des Arbeitgebers zustande kam. Und: Männer sind mit 82 Prozent von diesen Anweisungen stärker betroffen als Frauen mit 66 Prozent, heißt es in der Aussendung der AK Wien.

Kinderbetreuung meist weiblich

Wer auch noch Familie hat, ist besonders gefordert. Wie Eltern einen Zwölfstundentrbeitstag mit der Betreuung der Kinder in Einklang bringen können? Insbesondere Frauen sehen in der Vereinbarkeit eine schwierige Aufgabe, übernehmen sie doch noch immer den Großteil der Kinderbetreuung: 59 Prozent der Frauen und 45 Prozent der Männer sagen, sie hätten "ein echtes Problem", einen Zwölfstundenarbeitstag mit Kindern zu vereinbaren.

"Schon jetzt sind viel zu viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von überlangen Arbeitszeiten betroffen. Diese gilt es einzudämmen und nicht durch einen gesetzlichen, generellen Zwölfstundentag auch noch auszuweiten", sagt Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen- und Familienpolitik in der AK Wien.

Ausbau der Kinderbetreuung gefordert

In Österreich sind Kinderbetreuungsplätze, die mit einem Zwölfstundentag kompatibel wären, so gut wie nicht vorhanden. Sie wären den Kindern auch nicht zumutbar, heißt es in der Aussendung der Arbeiterkammer. "Unmöglich für mich, da in meinem Wohnort die Kinderbetreuung ganz schlecht ist. Ich könnte nicht mehr arbeiten", sagt eine der Befragten.

Und Alleinerziehende? Sie wären von der Arbeitszeiterhöhung mehrfach betroffen: Oft übernimmt der Expartner nicht oder nur eingeschränkt die Betreuung der Kinder. Zudem verfügen Alleinerziehende meist über ein geringeres Familieneinkommen, weshalb für sie bezahlte Betreuung schwer leistbar ist. (red, 6.3.2018)