Damaskus – Beim Absturz eines russischen Militärflugzeugs in Syrien sind am Dienstag alle 39 Insassen ums Leben gekommen. Die Maschine sei wegen eines technischen Problems bei der Landung auf dem russischen Luftwaffenstützpunkt Khmeimim (Hamaimim) abgestürzt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die syrische Armee setzte unterdessen ihren Vormarsch in der Rebellenenklave Ost-Ghouta fort.

Wie russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium berichteten, waren an Bord der Antonow-26 sechs Besatzungsmitglieder und 33 Passagiere. Zunächst war nur von 32 Insassen die Rede gewesen. Ersten Erkenntnissen zufolge wurde der Absturz durch einen "technischen Fehler" verursacht, wie das Ministerium mitteilte. Beschossen worden sei das Transportflugzeug nicht.

Untersuchungskommission

Präsident Wladimir Putin sprach den Hinterbliebenen und dem gesamten Militär sein Beileid aus, wie der Kreml mitteilte. Das Verteidigungsministerium setzte eine Kommission zur Untersuchung der Absturzursache ein. Auch das russische Ermittlungskomitee schaltete sich ein, um mögliche Sicherheitslücken zu untersuchen. Das nahe der Küstenstadt Latakia gelegene Khmeimim ist der wichtigste Militärflughafen der russischen Streitkräfte in Syrien.

Russland hatte im September 2015 auf der Seite von Machthaber Bashar al-Assad in den Bürgerkrieg eingegriffen. Mit seiner Unterstützung drängten die syrischen Regierungstruppen seitdem die Rebellen an allen Fronten zurück. Heute kontrollieren die Aufständischen nur noch wenige Gebiete in Idlib, Daraa und Ost-Ghouta. In der Region bei Damaskus stehen die Rebellen seit Wochen massiv unter Druck.

Bei neuen Luftangriffen auf die Rebellenenklave wurden am Dienstag neun Zivilisten getötet, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Damit stieg die Zahl ziviler Opfer seit Beginn der Offensive am 18. Februar auf über 800, darunter 177 Kinder. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von Aktivisten vor Ort; für Medien sind die Angaben kaum zu überprüfen.

UN-Hilfskonvoi

Die Luftangriffe bedeuteten das Ende der von Russland ausgerufenen täglichen fünfstündigen Feuerpause, da sie auch während dieser Zeit nicht aufgehört hätten, erklärte die Beobachtungsstelle. Putin hatte vergangene Woche die Feuerpause für Ost-Ghouta verkündet, um Hilfslieferungen zu ermöglichen und Verletzte zu bergen, sie wurde jedoch nicht vollständig eingehalten.

Am Montag gelangte erstmals seit Beginn der Regierungsoffensive ein UN-Hilfskonvoi in das Gebiet, doch musste er sich wegen der Kämpfe vorzeitig zurückziehen. Die Regierungstruppen setzten unterdessen ihren Vormarsch in Ost-Ghouta fort. Laut der Beobachtungsstelle brachten sie bereits 40 Prozent der Gebiete unter Kontrolle, die bisher von zumeist islamistischen Rebellen kontrolliert wurden.

Auch in Afrin gingen die Kämpfe trotz der Waffenruhe unvermindert weiter. In der nordsyrischen Region geht die türkische Armee seit Jänner gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) vor, die sie wegen ihrer engen Verbindungen zur Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Bedrohung sieht. Laut der Beobachtungsstelle kontrollieren die Türkei und verbündete syrische Rebellen inzwischen rund 40 Prozent von Afrin.

Waffenruhe

Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die vorwiegend aus YPG-Einheiten bestehen, kündigten an, 1.700 Kämpfer vom ostsyrischen Deir ez-Zor nach Afrin zu verlegen. Ein SDF-Vertreter sagte, die Verteidigung ihrer Verwandten in Afrin sei wichtiger als der Kampf für die Anti-IS-Koalition. Die USA warnen schon lange, dass die türkische Offensive in Afrin den Kampf gegen die Jihadisten schwächen werde.

Der UN-Sicherheitsrat hatte eigentlich am 24. Februar einstimmig eine 30-tägige Waffenruhe für Syrien beschlossen, die jedoch nicht umgesetzt wurde. Die beiden ständigen Ratsmitglieder Großbritannien und Frankreich beantragten daher für Mittwoch eine neue Dringlichkeitssitzung, um über das Scheitern der Waffenruhe zu beraten. Das Treffen soll nach Angaben von Diplomaten um 16.00 Uhr (MEZ) hinter verschlossenen Türen stattfinden. (APA, 6.3.2018)