Für Bürgermeister Marjan Šarec ist Humor wichtig.

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Er gibt sich betont bescheiden und meint, sein Ziel sei es bloß, den Einzug ins Parlament zu schaffen. "Wir sind nicht davon besessen, zu gewinnen", sagt der Bürgermeister von Kamnik mit Understatement. Die Liste von Marjan Šarec liegt den Umfragen zufolge allerdings zurzeit mit über 19 Prozent an erster Stelle. Die Wahlen finden Anfang Juni statt. Die Slowenen lieben neue Gesichter und neue Parteien. Šarec steht aber offenbar unter Erfolgsdruck. "Keiner ist ein Supermann", sagt der 40-Jährige zum STANDARD.

Lange war er eher ein lokales Phänomen, doch bei den Präsidentschaftswahlen vergangenen November unterlag Šarec nur knapp – mit 47 Prozent – dem Amtsinhaber Borut Pahor. Seither gilt er als der neue Shootingstar in der slowenischen Politik.

Koalition mit SDS

Ein echter Politikwechsel ist mit dem Bürgermeister der schmucken Kleinstadt im Norden nicht zu erwarten. Auch er will nicht mit den Rechten, der SDS von Janez Jansa, koalieren. In Slowenien gibt es seit langem eine Mehrheit links der Mitte. "Ich mag keine Extremisten, die die Dinge nur schwarz-weiß sehen. Das Leben ist bunt", sagt er.

Mit Šarec würde wohl auch der Sparkurs der Regierung fortgesetzt werden – schließlich liegt die Verschuldung noch immer bei viel zu hohen 70 Prozent. Ihm geht es darum, die Verwaltungsstrukturen zu reformieren. Es gebe zu viele Agenturen und andere Gremien, sagt er. "Das ist eine Tyrannei von Gremien."

"Jesus war Sozialist"

Auch das Wahlsystem will er reformieren, ein Vorzugsstimmensystem einführen und die Wahlbezirke verringern. Fünf Bundesländer sollen analog zu den Diözesen geschaffen werden. Šarec ist ein Katholik – am Sonntag liest er die Lesung in der Kirche. Gleichzeitig – und auch das ist typisch slowenisch – werden von ihm die Partisanen geehrt.

"Religion ist eine persönliche Angelegenheit und es ist mir egal, ob jemand ein Muslim oder ein Buddhist ist oder an die Energie der Sonne glaubt. Religionen lehren Solidarität und Jesus hat nicht gesagt: Du musst dies oder das tun. Er war der wahre und einzige Sozialist. Ich bin politisch betrachtet eher links, genau wegen dieser Solidaritätsfragen", meint er.

Grillo-Vergleich

Šarec war – bevor er 2010 in die Politik ging – Schauspieler, Komödiant und Satiriker. Deshalb wird er manchmal auch mit Beppe Grillo in Italien verglichen. Šarec ist aber kein Populist. "Alle Komiker sind im täglichen Leben ernst", sagt er. Wichtig sei allerdings Humor. "Menschen, die keinen Sinn für Humor haben, können selten großartige Dinge erreichen."

Šarec, der gerne mit dem Traktor herumfährt, als Kind Lokomotivführer werden wollte und sich für Maschinen interessiert, ist vor allem ein ausgezeichneter Stimmenimitator. "Ich bin ein guter Beobachter von Leuten. Aber ich bin keine Jukebox – ich muss in der Stimmung sein, es zu tun." (Adelheid Wölfl aus Kamnik, 7.3.2018)