Wien – Kaum ein Festival oder Sportevent kommt ohne sie aus: mobile Toiletten. Doch groß ist die Freude der Besucher meist nicht, wenn die Natur ihr Recht einfordert und der Gang zur Toilette ansteht, denn die geplante Erleichterung entwickelt sich oftmals zu einem olfaktorischen Trauerspiel.

Dieser unbefriedigenden Situation will das Start-up Öklo aus dem niederösterreichischen Wolkersdorf gegensteuern. Die Jungunternehmer haben eine mobile Holztoilette entwickelt, die sowohl ohne umweltbelastende Chemikalien als auch ohne Wasser auskommt. "Gespült" wird mit Sägespänen, die den Geruch menschlicher Fäkalien überdecken und die Feuchtigkeit aufsaugen. "Es funktioniert im Prinzip wie ein Hamsterkäfig und riecht maximal nach Holz, da die Späne das Ammoniak binden", sagt Öklo-Gründer Niko Bogianzidis.

Das Öklo ist ein Rückzugsort der besonderen Art. Gespült wird mit Sägespänen.
Foto: Öklo

Auch für die Ausscheidungen haben die Niederösterreicher Verwendung gefunden. Den Fäkalien werden Mikroorganismen und Enzyme hinzugefügt, und nach 14 Tagen haben sich die menschlichen "Überbleibsel" zu schadstofffreiem Kompost verwandelt. Technische Details zu dem Verfahren verrät Bogianzidis allerdings nicht. Flüssige Abfälle werden aktuell in die Kläranlage gebracht, man arbeite aber an einem nächsten Schritt, um aus dem Urin Nährstoffe herauszufiltern. Die Trennung von Festem und Flüssigem erfolgt durch ein eingebautes Gitter und mithilfe der Schwerkraft.

Trockentoiletten – so nennen die fünf Gründer ihr Produkt – können auf Festivals, Messen, Baustellen, Sportevents oder privaten Veranstaltungen eingesetzt werden. Das Öklo besteht aus verschiedenen Einzelteilen und wird erst vor Ort aufgebaut. "Wir sparen dadurch Platz beim Transport, weil wir keine leeren Lufträume herumkutschieren. Der Aufbau dauert rund drei Minuten", sagt Bogianzidis. Da kein Absaugwagen notwendig ist, sei es auch kein Problem, das Klo in unwegsamem Gelände aufzustellen, meint der 31-jährige Niederösterreicher. Das Öklo besteht zur Gänze aus Holz, was Reparaturen erleichtert.

Die menschlichen Ausscheidungen verwandeln sich in schadstofffreien Kompost.
Foto: Öklo

Die Liebe zum Reggae und die Liebe zur Natur haben im Mai 2017 den Grundstein für das Unternehmen gelegt. Bogianzidis und seine Freunde respektive Mitgründer veranstalten seit Jahren das Rise&Shine-Reggae-Festival im niederösterreichischen Falkenstein. Nachhaltigkeit spielt für die Veranstalter eine wichtige Rolle, deshalb waren ihnen die gängigen Plastikkabinen ein Dorn im Auge. Die chemischen Komponenten zur Geruchsvermeidung seien biologisch nicht abbaubar und die Entleerung mit Fahrzeugen umständlich.

"Eigentlich wollten wir nur die Toilettensituation bei unserem Festival verbessern, doch das Feedback war so gut, dass wir eine Firma daraus gemacht haben", erzählt der Gründer. Ende des Vorjahres erhielten die Jungunternehmer den Preis für den besten Businessplan 2017 beim i2b-Businessplan-Wettbewerb der Wirtschaftskammer und der Erste Bank & Sparkassen.

Die Trockentoiletten im Grünen. Damit sie im Echtbetrieb funktionieren, wird ein Servicemitarbeiter losgeschickt.
Foto: Öklo

Bei mehrtägigen Veranstaltungen schickt das Team einen Servicemitarbeiter, der sich darum kümmert, dass bei den Öklos alles in Ordnung ist und hygienische Standards gewahrt werden. "Aus Erfahrung wissen wir, wenn die Bedingungen für ein Grundbedürfnis schlecht sind, werden Menschen tendenziell rücksichtsloser", sagt Bogianzidis. Deshalb möchte man einen hohen Sauberkeitsstandard halten. Öklos sind mit Solarlicht ausgestattet und somit stromautark. Ab einem Preis von 200 Euro pro Wochenende werden sie verliehen.

Aktuell befinden sich 35 Toiletten im Sortiment von Öklo, weitere seien aber bereits in Produktion. "65 Holztoiletten, fünf barrierefreie Toiletten und Urinale sind der nächste Schritt", so Bogianzidis. Es sei momentan halt alles noch ein bisschen stressig, da alle fünf Gründer neben Öklo noch einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen.

Die "Häuslbauer", die eigentlich nur ihr eigenes Problem lösen wollten, haben noch Großes vor.
Foto: Öklo

Ambitionierte Zukunftspläne haben die "Häuslbauer" in verschiedenen Größenordnungen. Im Laufe des Jahres möchten sie eine vollautomatische Kompostieranlage anschaffen. Auf lange Sicht erhofft sich Bogianzidis, dass die Weinviertler Latrinen in Katastrophengebieten oder Regionen, die mit Wasserknappheit kämpfen, eingesetzt werden. Ein aktuelles Beispiel dafür wäre Südafrika. Doch momentan liege der Fokus darauf, sich am Veranstaltungsmarkt gut zu positionieren."

Wer sich von den Öklos ein Bild machen möchte, kann das etwa beim Steirischen Frühling am Rathausplatz, beim Wiener Frauenlauf und beim 4-Gamechanger-Festival von Puls 4 tun. (Andreas Danzer, 6.3.2018)