Ein Bild des ökumenischen Gedenkgottesdiensts zum 70. Jahrestag der Hinrichtung von Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst in der Anstaltskirche der JVA Stadelheim in München.

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Steyr – Im Gedenkjahr 1938/2018 wendet sich das Mauthausen-Komitee Steyr mit einer Plakataktion erstmals an die breite Öffentlichkeit. "Vergesst nicht, dass ein jedes Volk diejenige Regierung verdient, die es erträgt", lautet der Text der türkis-pinken Plakate, ein Zitat aus dem Flugblatt 1 der "Weißen Rose", der Münchener Widerstandsgruppe um die Geschwister Sophie und Hans Scholl.

Die 500 Plakate in Steyr werden derzeit in Erinnerung an den "Anschluss" durch den Einmarsch deutscher Truppen am 12. März 1938 angebracht. Das Zitat wurde aus zwei Gründen gewählt: 1943, vor 75 Jahren, wurden die Mitglieder der Widerstandsgruppe von der NS-Justiz zum Tod verurteilt und durch das Fallbeil hingerichtet. Im Zuge der Recherche für die Aktion stieß das Mauthausen-Komitee Steyr aber auch auf direkte Verbindungen der Kämpfer gegen die NS-Diktatur aus Bayern nach Österreich, hieß es am Mittwoch.

Die "Weiße Rose" in Österreich

Einerseits tauchten "Weiße Rose"-Flugblätter ab Juni 1942 auch in Österreich (Salzburg, Linz, Wien) auf. Auf der anderen Seite war der in Steyr aktive und schließlich verhaftete kommunistische Widerstandskämpfer Max Petek (gestorben in Steyr im Jahr 2012) einer der Letzten, der Kontakt zu Hans Scholl hatte. Im Gefängnis München-Stadelheim wurde Petek 1943 in der Nachbarzelle Scholls gefangen gehalten, bevor dieser unter das Fallbeil kam. Der auf seine Hinrichtung Wartende war laut Petek bis zu seinem Ende optimistisch. "Es wird schon wieder anders werden", hätten seine letzten Worte zu dem Zellennachbarn aus Oberösterreich gelautet.

"Das Gedenken an die Ereignisse des Jahres 1938 soll nicht nur eine Erinnerung an Vergangenes sein. Die NS-Gegner und Widerstandskämpfer handelten nicht nur für ihre Gegenwart. Ihr Einsatz mit dem Leben bildete auch eine Grundlage für die Demokratie in ihrer heutigen Form in Staaten wie Österreich und Deutschland", erklärt das Mauthausen-Komitee Steyr. Es gebe auch einen Zukunftsaspekt: Die Gesellschaft müsse gefährlichen Tendenzen, die Demokratie und Menschenrechte infrage stellen, frühzeitig entgegen treten. Wachsamkeit sei immer angebracht. Man denke nur an das Gedankengut, das in den Diskussionen über manche Burschenschaften in den vergangenen Wochen verstärkt publik geworden sei. (APA, 7.3.2018)