Kristin Rose-Möhring, Gleichstellungsbeauftragte des deutschen Familienministeriums.

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Kanzlerin Angela Merkel ist glücklich mit der jetzigen Version der deutschen Hymne.

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In Österreich teilen sich die "großen Söhne" ihren Ruhm seit dem Jahr 2012 mit den "großen Töchtern", nachdem der Nationalrat mehrheitlich für die "Vertöchterung" der Bundeshymne gestimmt hat. Seither wird statt "Heimat bist du großer Söhne" in Strophe eins "Heimat großer Töchter und Söhne" gesungen, in der dritten Stufe werden die "Bruderchöre" durch "Jubelchöre" ersetzt. In Deutschland läuft derzeit eine Diskussion, nachdem die Gleichstellungsbeauftragte des Bundesfamilienministeriums, Kristin Rose-Möhring (SPD), anlässlich des Internationalen Frauentags am Donnerstag angeregt hat, den Text der deutschen Nationalhymne an zwei Stellen zu ändern.

Das geht aus einem hausinternen Rundbrief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ministeriums hervor, aus dem "Zeit Online" und die "Bild am Sonntag" zitiert haben (hinter Paywall). Geht es nach Rose-Möhring, soll aus "Vaterland" "Heimatland" und aus "brüderlich mit Herz und Hand" "couragiert mit Herz und Hand" werden. "Focus" hat vorsingen lassen, wie die umgetextete Version klingen würde. Im Jänner 2018 hat auch Kanada eine genderneutrale Version der Nationalhymne "O Canada" beschlossen. Statt "Erwecke in all deinen Söhnen wahre Vaterlandsliebe" heißt es in der englischen Version nunmehr "Erwecke in uns allen wahre Vaterlandsliebe". Die deutsche Gleichstellungsbeauftragte verwies in ihrem Schreiben auf ähnliche Änderungen in Kanada und Österreich.

Einige Abfuhren

Es folgten allerdings vor allem Abfuhren. Am Mittwoch sprach sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gegen eine geschlechtsneutrale Neuformulierung der Nationalhymne aus: "Nein. Ich bin nicht dafür, den Wortlaut zu ändern", sagte Steinmeier der "Saarbrücker Zeitung". "Überhaupt nichts" hält die neue CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer laut Medien von dem Vorschlag. Sie erklärte: "Ich habe bisher – und ich gelte ja durchaus als eine emanzipierte Frau – noch nie den Eindruck gehabt, dass ich mit dieser Hymne nicht gemeint wäre oder nicht angesprochen werde." Der niedersächsische CDU-Vorsitzende Bernd Althusmann nannte die Idee demnach "absurd". Das Wort "brüderlich" könne nicht sinngleich durch "couragiert" ersetzt werden und "Vaterland" nicht einfach durch "Heimatland". In der deutschen Sprache seien einige Bedeutungen durch feste Begriffe geprägt. "Dazu gehören neben Vaterland auch Muttersprache, Mutter Natur, Mutterboden oder Mutterkonzern."

Bundeskanzlerin Angela Merkel hielt fest, die Nationalhymne in ihrer jetzigen Form beibehalten zu wollen, und ließ über ihren Regierungssprecher Steffen Seibert mitteilen, sie sehe "keinen Bedarf einer Änderung". Merkel hatte im Juni des Vorjahrs bei einem Auftritt beim Women-20-Gipfel in Berlin, der die Stärkung der Rolle von Frauen zum Thema hatte, sichtlich damit gehadert, sich als Feministin zu bezeichnen.

"The most Merkelesque of answers"

Auf die Frage, ob sie denn Feministin sei, gab sie, wie der britische "Guardian" es treffend formulierte, "the most Merkelesque of answers", indem sie eine eindeutige Antwort umging. Ihre Worte lauteten: "Ehrlich gesagt möchte ich ... Also: Die Geschichte des Feminismus ist eine, bei der gibt es Gemeinsamkeiten mit mir, und es gibt auch solche, wo ich sagen würde, da gibt es Unterschiede. Und ich möchte mich auch nicht mit einem Titel schmücken, den ich gar nicht habe, denn ich sage mal, Alice Schwarzer oder so haben ganz schwere Kämpfe gekämpft, und jetzt komm ich und setze mich auf die Erfolge und sage: 'Ah, ich bin jetzt 'ne Feministin, das ist aber toll.' Insofern: Ich habe keine Angst. Wenn Sie finden, dass ich eine bin, stimmen Sie ab, okay? Aber ich möchte mich nicht mit der Feder schmücken. So." (giu, 7.3.2018)

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