Wien – Der Frauentag am 8. März hat für zahlreiche Appelle und Forderungen gesorgt. Der Frauentag sei ein "Auftrag, jeden Tag aufs Neue für die Gleichstellung von Frauen einzutreten", betonte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) gegenüber der APA. Soziale, wirtschaftliche und politische Unterschiede seien bis heute Realität. "Auch wenn vieles erreicht wurde, wir sind noch nicht am Ziel."

Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) meinte im Rahmen der Matinee "Frauen – Erinnern" im Parlament, dass im Gedenkjahr 2018 mehr Licht auf feministische Geschichte geworfen werden soll. Sie erinnerte an den ersten Internationalen Frauentag 1911 und daran, dass sieben Jahre später die zentrale demokratiepolitische Forderung des Frauentages in Österreich erreicht war, nämlich das Allgemeine Wahlrecht. "Heute – 2018 – wissen wir: wir haben eine Geschichte, auf die wir stolz sein können, die uns Mut macht. Denn sie zeigt uns, wie viel wir heute erreichen können, wenn wir solidarisch zusammenstehen und selbstbewusst für uns und zukünftige Frauengenerationen eintreten."

Feministinnen und das "Wesentliche"

Auf die großen Errungenschaften in der Frauenpolitik wie das einhundertjährige Bestehen des Frauenwahlrechts wollen auch die FPÖ-Frauen aufmerksam machen. "Natürlich haben Frauen in vielen Bereichen der Gesellschaft auch bei uns in Österreich noch Aufholbedarf, aber man soll auch festhalten, dass wir historisch noch nie einen so hohen Stellenwert und so viele Freiheiten und Rechte hatten, wie wir sie heute in der westlichen, demokratischen Welt genießen dürfen", meinte die blaue Frauensprecherin Carmen Schimanek in einer Aussendung. Frauenrechtlerinnen sollten heutzutage "nicht ständig das Wesentliche aus den Augen verlieren", empfahl Schimanek.

Kritik an der Regierung kam von den NEOS. "Es ist klar, dass jahrzehntelange Versäumnisse nicht an einem Tag aufgeholt werden können. Die Regierung wäre aber gut beraten, den Motivationsschub, der rund um den Frauentag aufkommt, mitzunehmen um nachhaltige Maßnahmen für ein gleichberechtigtes Miteinander zu setzen", meinte NEOS-Frauensprecherin Claudia Gamon in einer Aussendung. Kinderbetreuung, Teilzeitarbeit und Altersarmut seien in Österreich nach wie vor reine Frauensache. Einmal mehr forderte Gamon ein ordentliches Angebot von Kinderbetreuungseinrichtungen auch am Land.

"Backlash in der Frauenpolitik"

Der Ausbau von flächendeckender, leistbarer Kinderbetreuung müsse rasch fortgesetzt, die Einkommenstransparenz auf betrieblicher Ebene weiterentwickelt und die geschlechtergerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit gefördert werden, forderte auch die ÖGB-Vizepräsidentin (und künftige AK-Chefin) Renate Anderl. "Eine klare Absage erteilen wir jenen, die die Frau am liebsten wieder in der Küche und am Herd sehen wollen."

PRO-GE-Frauenvorsitzende Klaudia Frieben ortete ebenfalls massiven Aufholbedarf bei der Kinderbetreuung in ländlichen Regionen. Dafür hätte man lieber Geld in die Hand nehmen sollen als für den angekündigten Familienbonus, denn Frauen, die wenig verdienen, würden da nur "mit Almosen abgespeist". Auch unter den Sparmaßnahmen beim AMS würden Frauen besonders leiden, befürchtete Frieben. "Die Regierung zeigt, dass sie keinerlei Fokus auf die Bedürfnisse der Frauen legt und wir wohl einen Backlash in der Frauenpolitik hinnehmen müssen." (APA, 7.3.2018)