Doris Schmidauer, hinter ihr Rosi, Birgit, Roswitha (von links nach rechts) sowie Claudia Amsz.

Foto: Stefanie Steindl

Wien – Die statistischen Zahlen zur Frauenarmut in Österreich gelten nicht nur am Frauentag. Etwa dass hierzulande 495.000 Frauen im Alter von über 20 Jahren armutsgefährdet sind oder dass die durchschnittliche weibliche Alterspension 970 Euro, jene von Männern hingegen 1.550 Euro beträgt.

Doch die 107. Wiederkehr des politischen Kampftages für Frauenrechte ist für Claudia Amsz, Leiterin mehrerer Mutter-Kind-Häuser der Caritas in Wien, der richtige Anlass, um auf ihre eigenen Klientinnen hinzuweisen. In Anlehnung an die internationale Aktion gegen sexuelle Übergriffe #MeToo, aber um die soziale Frage ergänzt: Die am Mittwoch im Vestibül des Wiener Burgtheaters präsentierte Aktion #WirTun der österreichischen Caritas sieht sich als "Bewegung", mit dem Ziel, Spenden für einen Fonds für Frauen in Not zu sammeln.

#MeToo als "kontrovers"

"Ich erlebe #MeToo als kontrovers. Dass breit über das Thema Missbrauch gesprochen wird, ist immens wichtig – aber Frauen, die in großer Armut leben müssen, kommen darin nicht vor", sagte Amsz, auf dem Podium neben drei armutsbetroffenen Frauen sowie der wohl prominentesten Unterstützerin von #WirTun sitzend: Doris Schmidauer, Ehefrau von Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Sie habe sich vergangene Woche rasch für dieses Engagement entschieden, erzählte Schmidauer. Es gehe um das Sichtbarmachen eines versteckten Problems: "Armutsbetroffene Frauen findet man selten auf Parkbänken übernachtend. Stattdessen nehmen sie oft psychische und physische Abhängigkeit zu Männern in Kauf, die sie bei sich wohnen lassen."

Ort, um "wieder auf die Beine zu kommen"

Hilfe finden diese Frauen in Einrichtungen wie den bundesweit zehn Caritas-Mutter-Kind-Heimen oder auch in Wohnprojekten für obdachlose Frauen. Etwa dem Haus Miriam in Wien, das Schmidauer vor wenigen Tagen besucht hat. "Das ist ein Ort, wo man wieder auf die Beine kommen kann", urteilte sie. Zum Beispiel für "Frau Roswitha", eine Dame im Pensionistinnenalter, die im Dezember kurzfristig auf der Straße stand. "Hätte mir vor zehn Jahren jemand gesagt, ich würde einmal obdachlos sein, ich hätte es nicht geglaubt", sagte diese.

Neben Schmidauer unterstützen zahlreiche Autorinnen und Autoren, Schauspielerinnen und Schauspieler sowie andere Prominente #WirTun. Die Idee zu der Aktion stammt von Bettina Riha, die seit zwanzig Jahren als Fundraiserin bei der Caritas arbeitet. Mit ein Anlass sei die seit der Mindestsicherungsdebatte um anerkannte Flüchtlinge im vergangenen Herbst "fühlbare Entsolidarisierung" in Österreich gewesen, erläuterte sie. Bei Spendenaktionen auf offener Straße seien sie und andere Frauen von wildfremden Männern am Nacken ergriffen und beschimpft worden.

Problem Spendenmüdigkeit

Für die Caritas und weitere im sozialen Bereich tätige NGOs habe sich das abnehmende soziale Gewissen in Gestalt sinkender Spendenerlöse gezeigt: Da etwa allein in den Betrieb der zehn Mutter-Kind-Heime alljährlich rund 500.000 Euro Spendengelder fließen, ein Problem. #WirTun solle dem entgegenwirken. Riha: "Es geht um das Schaffen neuer Netzwerke". (bri, 7.3.2018)