Wien – Mit einer Reihe von Veranstaltungen gedenken Universitäten und Wissenschaftseinrichtungen des 80. Jahrestags des "Anschlusses" an Hitler-Deutschland im Jahr 1938. Die Uni Wien stellt ihren "Dies Academicus" am 12. März ganz ins Zeichen des Gedenkjahrs, die Akademie der Wissenschaften zeigt am 13. März einen Film über Vertriebene, die im Exil bemerkenswerte wissenschaftliche Karrieren einschlugen.

Interviews mit Überlebenden

Bereits am 9. März findet an der Uni Wien (BIG-Hörsaal) eine Würdigungsstunde für zwölf Wiener Holocaust-Überlebende mit Film-Vorführung statt. 2017 wurden dafür im Interviewprojekt "Über Weiter Leben" des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, der Filmakademie Wien und des Archivs der Theater-, Film- und Medienwissenschaft Interviews mit 13 jüdischen Wienern geführt, in deren Zentrum das Weiterleben nach dem Holocaust und das Zurückkehren nach Wien standen.

Medizin-Uni Wien und Uni Wien veranstalten am 12. März im Van-Swieten-Saal der Meduni eine internationale Tagung, die sich mit den Nachwirkungen des "Anschlusses" auf Medizin und Gesellschaft beschäftigt. Dazu referieren und diskutieren Experten aus Medizin, Politik, Zeitgeschichte, Journalismus, Sozialwissenschaft und Forschung wie etwa Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky, der Zeithistoriker Oliver Rathkolb sowie der britische Medizinhistoriker Paul Weindling (Oxford Brookes University). Am 13. März wird dann um 18.00 Uhr die Ausstellung "Die Wiener Medizinische Fakultät 1938 bis 1945" im Josephinum eröffnet.

Ehrungen

Am Dies Academicus am 12. März verleiht die Uni Wien neben drei Ehrenringen sub auspiciis praesidentis außerdem die Ehrendoktorwürde an den Chemiker Robert A. Shaw sowie den Biochemiker und Immunologen Isaac P. Witz. Beide Wissenschafter wurden in Wien geboren und mussten vor dem NS-Regime nach England bzw. Palästina flüchten. Am Tag darauf wird im Beisein der beiden Forscher an der Fakultät für Chemie eine neue Gedenkwand enthüllt, die an die Schicksale von während der NS-Herrschaft verfolgte, vertriebene und ermordete Chemiker erinnert.

Darüber hinaus setzt die Uni Wien zu Beginn des Sommersemesters einen fakultätsübergreifenden Schwerpunkt zum "Anschluss" und dessen Folgen für Studium und Forschung. Um möglichst viele Studenten zu erreichen, sollen im Rahmen von regulären Lehrveranstaltungsterminen (z.B. Überblicksvorlesungen und Einführungsveranstaltungen) zwei Stunden diesem Thema gewidmet werden.

Weitere Veranstaltungen

Die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zeigt am 13. März in ihrem Festsaal erstmals den 45-minütigen Film "Exile & Excellence", in dem einige der Vertriebenen – darunter Nobelpreisträger wie Eric Kandel, Martin Karplus oder Walter Kohn – in persönlichen Interviews zu Wort kommen. Filmemacher Frederick Baker gibt darin Einblicke in die Schicksale und Lebenswege von insgesamt 16 hochkarätigen, aus Österreich vertriebenen Forschern.

An der Universität Graz widmen sich Veranstaltungen am 14., 15. und 21. März unter dem Titel "Flagrante Violacion" dem Protest Mexikos beim damaligen Völkerbund gegen den "Anschluss". (APA, 8. 3. 2018)